03.03.2023
Prof. Dr. Pierre Ibisch
„Was Deutschland jetzt braucht? Eine grundlegende Landschaftsrevolution!“
Kahlschlag auf Kalamitätsflächen im Sauerland - Forstwirtschaft auf dem Holzweg - Bildquelle: Claudia Rapp-Lange
Prof. Dr. Pierre Ibisch ist einer der führenden deutschen Biologen im Bereich Wald, Umwelt und nachhaltige Entwicklung. Mit zahlreichen Veröffentlichungen setzt er sich vehement für eine Neuausrichtung der Forstwirtschaft ein, um Landschaften und Wälder nachhaltig zu schützen. Als Gastautor fordert Prof. Dr. Pierre Ibisch in der Ausgabe von Focus online vom 24.02.2023 eine grundlegende Landschaftsrevolution.
„Das Jahr 2022 gehörte zu den allerwärmsten Jahren jemals. Weite Teile Deutschlands und Europa trockneten wieder aus. Viele Rekordwerte wurden erreicht. Der Wasserspiegel vieler Flüsse und Seen sank dramatisch. Im Verborgenen schrumpfen die Grundwasservorräte. Unser Kontinent gehört aktuell zu den Weltgegenden, die sich am schnellsten erwärmen. Es gab nicht nur sehr viele Waldbrände in verschiedenen Regionen Deutschlands, sondern etliche wurden auch außerordentlich gefährlich und teuer.
Die Klimakrise lehrt uns jetzt, wie schwierig es ist, sich an sie anzupassen, wenn das überhaupt möglich sein kann. Und die Waldbrände zeigen, wie aufreibend es ist, allein die Symptome einer Krise zu bekämpfen. Es reicht nicht aus, mit der Feuerpatsche den vielen Bränden hinterherzulaufen, wir müssten dringend wieder ‚vor das Feuer kommen‘. … Es gibt viel zu lernen. Während es vor kurzem noch ketzerisch erschien, die Nadelbaumplantagenwirtschaft zu kritisieren, und weiterhin munter neue harzhaltige Koniferen in Reihe und Glied gepflanzt wurden, setzt sich ganz langsam die Erkenntnis durch, dass es nicht weitergehen kann wie bisher. Gleichzeitig sind dennoch die Beharrungskräfte bei vielen konventionell denkenden Akteuren enorm“, erklärt Prof. Dr. Pierre Ibisch und führt weiter aus:
„Wir sollten unsere Landschaft nicht nur als unseren Lebensraum wiederentdecken, sondern auch die lebenswichtigen Leistungen der Ökosysteme sichern. Da ist vor allem einmal das Wasser. Es wird für die funktionierende Natur selbst benötigt, für die menschliche Gesundheit und viele wirtschaftliche Aktivitäten. Wo Wasser ist – vor allem das „Grüne Wasser“, das von Wäldern und anderen Ökosystemen bewegt, verdunstet und gesammelt wird – da ist nicht nur Leben, sondern dort kann sich die Natur selbst und uns auch besser gegen die immer stärkere Hitze und auch die Brandgefahr schützen. Eigentlich ist es ganz einfach. In der Klimakrise benötigen wir eine neue strategische Land-Planung, wir müssen unser Leben und Wirtschaften im wahrsten Sinne des Wortes erden. Das Management des Landes geht am besten vom Wasser, dem Boden und möglichst gesunden Ökosystemen aus. In der Klimakrise ist Naturschutz Menschenschutz und Wirtschaftsschutz.“
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