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09.11.2019

Waldnachmittag der Naturschutzinitiative e.V. (NI) in Grünberg stößt auf großes Interesse!

 
Die Referenten des Waldnachmittags v.l.n.r. - Dr. Martin Flade, Gabriele Neumann, Dr. Klaus Richarz - Foto: NI
 
Publikum des Waldnachmittags - Foto: NI

Über einen vollen Saal mit 100 Teilnehmern konnten sich der Umweltverband Naturschutzinitiative e.V. (NI), Landesvorsitzender Harry Neumann und die Referenten Dr. Martin Flade, Gabriele Neumann und Dr. Klaus Richarz zum Waldnachmittag in Grünberg freuen.

Dr. Martin Flade
Fördert forstliche Bewirtschaftung die Biodiversität von Buchenwäldern?

Dr. Martin Flade stellte die Frage, ob die forstwirtschaftliche Bewirtschaftung die Biodiversität von Buchenwäldern fördert, wie es oft behauptet wird. In den letzten zwei Jahren sorgte immer wieder eine Nachricht aus der Wissenschaft, sogar von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) oder Prof. Dr. Schulze, Waldbesitzer und Forstlobbyist für Aufmerksamkeit: Nach neuesten Untersuchungen fördere in unseren heimischen Wäldern die forstliche Bewirtschaftung die Biodiversität. Wirtschaftswälder hätten eine höhere waldtypische biologische Vielfalt aufzuweisen als der natürlichen Sukzession überlassene Naturwaldreservate. Diese Nachricht scheint der weit verbreiteten Ansicht zu widersprechen, dass die Biodiversität am größten sei, wenn man unsere Wälder langfristig sich selbst überlassen würde.

Nach systematischen Untersuchungen in Buchenwäldern Nordostdeutschlands seit 1999 konnten Dr. Martin Flade und sein Team eindrucksvoll nachweisen, dass Buchenurwälder und sehr naturnahe, seit über 100 Jahren unbewirtschaftete Buchenwälder eine mehrfach so hohe Strukturvielfalt und Biodiversität aufweisen als Buchenwirtschaftswälder.

Naturnahe und alte Wälder weisen eine mehrfach so hohe Strukturvielfalt und Biodiversität auf als Buchenwirtschaftswälder!

Seit über 100 Jahren ungenutzte Bestände wie z.B. die Naturwaldreservate „Heiligen Hallen“ in Mecklenburg-Vorpommern oder „Fauler Ort“ im brandenburgischen Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin weisen im Vergleich zu benachbarten, relativ naturnah bewirtschafteten Wäldern 10-20mal so viel Totholz, 3-4mal so viele verschiedene Waldentwicklungsphasen, 3-4mal so viele Mikrohabitate, doppelt so viele Brutvögel und viermal so viel „Urwaldreliktarten“ unter den Käfern pro ha auf. Es bedürfe daher vieler Jahrzehnte Wirtschaftsruhe, bis die waldtypische Biodiversität zur vollen Entfaltung komme. Entscheidender Faktor sei eine zeitliche und räumliche Kontinuität, so abschließend Dr. Martin Flade.

Einen ausführlichen Beitrag von Dr. Martin Flade zu diesem Thema lesen Sie in der Frühjahrsausgabe 2020 des NI Naturschutz Magazins.

Hier finden Sie die Präsentation von Dr. Martin Flade als Download >>>

 

Dr. Klaus Richarz
Windenergie im Wald und Artenschutz - Anspruch und Wirklichkeit

Dr. Klaus Richarz setzte sich mit der Errichtung von Windindustrieanlagen im Wald auseinander und beleuchtete hierzu eindrucksvoll Anspruch und Wirklichkeit. Durch seine jahrzehntelange Tätigkeit im ehrenamtlichen und amtlichen Naturschutz, zuletzt 22 Jahre als Leiter der Staatlichen Vogelschutzwarte Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland, verfügt Dr. Klaus Richarz über profunde Erfahrungen und Kenntnisse, insbesondere auch durch seine Mitarbeit an drei Länder-Leitfäden zum Ausbau der Windenergie.

Mit dem aktuellen Helgoländer Papier als Fachkonvention existierten zwar einheitliche Fachstandards, deren Umsetzung sei aber mangelhaft. Zwischen Anspruch und Wirklichkeit klaffe eine große Lücke.

Rotmilan – Deutschlands heimliches Wappentier

Am Beispiel des „heimlichen Wappentieres“ Deutschlands, dem Rotmilan, machte er das Konfliktpotenzial deutlich: Aktivitätsmuster von 11 besenderten Rotmilanen in Hessen während der Brutzeit kamen zu dem Ergebnis, dass 75% aller Ortungen innerhalb eines Radius von 2,2 km um das Nest liegen. WEA in diesem Bereich führten zu einer signifikanten Erhöhung des Tötungsrisikos. Das Einhalten der Abstandskriterien von 1500 Meter beim Rotmilan vermeiden daher unnötige Schlagopfer. Auch Hessen weiche mit einem Schutzradius von nur 1000 Metern anstatt von 1500 Metern von den Empfehlungen des Helgoländers Papieres ab.

Schwarzstorch schützen – Abstandsempfehlungen einhalten!

Beim Schwarzstorch gebe es zwar bisher wenige bekannte Kollisionsopfer, dieser sei aber sehr störungssensibel und zeige ein sehr hohes Meideverhalten im Horstumfeld. Weit über der Kronenschicht älterer Baumbestände führen große Brutvogelarten wie Störche und Greifvögel ihre Revier-, Balz- und Thermikflüge sowie größere Streckenflüge aus. Auch Zugvögel nutzen diesen Bereich. Daher sei es fachlich gesehen erforderlich, die Abstandsempfehlung des Helgoländer Papieres einzuhalten. Am Beispiel des Vogelschutzgebietes Vogelsberg konnte eine Abnahme beim Schwarzstorch von 13-14 Brutpaaren (2002) auf nur noch 5 Brutpaare (2017) beim Zubau von Windenergieanlagen auf 178 Anlagen festgestellt werden. Dagegen blieb die Population in den anderen hessischen Regionen im gleichen Zeitraum stabil oder zeigten eine nur leichte Abnahme.

Es sei sehr bedauerlich, dass wissenschaftlich belegte Mindestabstandsempfehlungen für Brut- und Rastplätze durch ländereigene Abstandskriterien unterschritten werden (z.B. für den Schreiadler in Brandenburg und Mecklenburg Vorpommern mit nur 3.000 m Mindestabstand zum Brutplatz anstelle von den durch die LAG VSW empfohlenen 6.000 m), so Dr. Richarz.

Zeit zum Inne halten

Nachdem Dr. Richarz fachlich fundierte Handlungsempfehlungen auch zu den stark betroffenen Fledermäusen vorgestellt hatte, stellte er abschließend die Frage:

“Wäre es nicht langsam an der Zeit, einmal inne zu halten, um sich neu zu justieren im Konfliktfeld Artenschutz versus Erneuerbare Energien, damit unsere Arten nicht auf der Strecke bleiben?”

Einen ausführlichen Beitrag von Dr. Klaus Richarz zu diesem Thema lesen Sie in der Frühjahrsausgabe 2020 des NI Naturschutz Magazins.

Hier finden Sie die Präsentation von Dr. Klaus Richarz als Download >>> 

 

Gabriele Neumann
Welche Wälder brauchen Wildkatzen? Wildkatzen meiden Windindustrieanlagen.

Gabriele Neumann ist Wildkatzenexpertin und erläuterte den Teilnehmern, welche Wälder Wildkatzen brauchen. Die europäische Wildkatze ist streng geschützt durch die Berner Konvention, das Washingtoner Artenschutzabkommen, besonders geschützt durch die FFH-Richtlinie, Anhang IV, das Bundesnaturschutzgesetz und steht nach wir vor als „gefährdet“ auf der Roten Liste Deutschland.

Die Wildkatze ist eine Leitart

Die Wildkatze als Leitart ist Stellvertreter für die Artengemeinschaft älterer naturnaher Waldlebensräume und zeige die Qualität eines von ihr bewohnten Gebietes im Hinblick auf Vielfalt an. Die sehr störungssensible Art habe hohe Ansprüche an ihren Lebensraum und sei auf große, zusammenhängende, naturnahe und störungsarme Waldgebiete, insbesondere Buchen- und Eichenmischwälder, vielfältige Strukturen und Biotopbestandteile, Naturverjüngung, stehendes und liegendes Totholz, Baumhöhlen, Wald-Wiesen-Mischlandschaften sowie auf Felsen, Kuppen und Geröllzonen in sonniger Lage angewiesen, so die Referentin.

Wildkatze erforscht – Erste Ergebnisse

Als Projektkoordinatorin eines dreijährigen Forschungsprojektes der Deutschen Wildtier Stiftung stellte Wildkatzenexpertin Gabriele Neumann das von ihr entwickelte Konzept, die Methoden und einige Ergebnisse vor. Habitatpräferenzen der Wildkatze seien insbesondere Waldlücken, Gewässer und Gehölze, wobei es hier signifikante Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Wildkatzen gebe. Siedlungen, Offenland und Windenergieanlagen würden von beiden Geschlechtern gemieden, was zu einer Einschränkung ihrer Lebensräume führe, so Gabriele Neumann.

Wildkatzen bevorzugen als Ruheplätze besonders natürliche Waldlücken, wohingegen Windenergieanlagen strikt gemieden würden, was eine weitere Einschränkung für die streng geschützte Art bedeute. Besonders auffällig sei es, dass bis 8 Wochen nach der Geburt alle weibliche Wildkatzen Windenergieanlagen meiden und Abstände von mehr als 200 m für alle Jungtierverstecke einhalten. Die Weibchen hielten sich nach der Geburt der jungen Welpen ausschließlich in natürlichen Waldlücken auf.

Da die Wildkatze durch ihre feinen Sinne eine ausgeprägte Störungssensibilität und einen hohen Raumbedarf habe, forderte Gabriele Neumann u.a. den Erhalt und die Schaffung von Naturwaldparzellen, die Förderung von Struktur- und Artenreichtum, eine struktur- und artenreiche Waldrandentwicklung, den Erhalt von Sonderstrukturen, zumindest Teilflächen nach Windwürfen zu belassen, die Entwicklung von Feuchtgebieten und Bachtälern, die Reduzierung der Wegedichte und stärkere Besucherlenkung sowie den bundesweiten Ausschluss von Wäldern bei der Errichtung von Windindustrieanlagen.

Lebensräume vernetzen - Biotoptrittsteine erhalten und schaffen

Besonders wichtig sei darüber hinaus die Vernetzung von Lebensräumen, um die Ausbreitungstendenz zu unterstützen, die Erreichbarkeit neuer Reviere sicherzustellen sowie Strukturen und Biotoptrittsteine zu fördern. Freizeitaktivitäten im Wald wie z.B. Mountain-Bike-Trails in (FFH)-Wäldern, Geo-Caching, Nachtwanderungen, Lebensraumzerstörung und
-zerschneidung durch Windindustrieanlagen und deren Zuwegungen sowie eine ganzjährige forstliche Nutzung sei daher kontraproduktiv für die Art.

Einen ausführlichen Beitrag von Gabriele Neumann zu diesem Thema lesen Sie in der Frühjahrsausgabe 2020 des NI Naturschutz Magazins.

Hier finden Sie die Präsentation von Gabriele Neumann als Download >>> 

 

Kreisübergreifender NI Regionalverband Vogelsberg

Zum Abschluss des Waldnachmittags gab der hessische Landesvorsitzende der NI, Harry Neumann, bekannt, dass alsbald ein kreisübergreifender „Regionalverband Vogelsberg“ der Naturschutzinitiative e.V. (NI) kurz vor der Gründung stehe. Damit sei die Naturschutzinitiative e.V. (NI) in Hessen fast flächendeckend vertreten und könne Ihrem Anspruch, Landschaften, Wälder, Wildtiere und Lebensräume zu schützen, noch stärker gerecht werden.

 

 

 

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