02.06.2020
HESSEN/ WETTERAU
Neues aus meinem Naturgarten: Der Baumpieper (Anthus trivialis) - Fallschirmspringer der Vogelwelt
Auf der Suche nach der Heidelerche fand unser Mitglied Hubert Jung letzte Woche diesen Baumpieper in Fotopose. Auf einem ehemals militärischen Übungsgelände, nahe bei Ober-Mörlen, befinden sich eine Vielzahl von Vogelraritäten. Das 170 ha große FFH-Heidegebiet mit Gehölzinseln, Steinhaufen und angelegten Feuchtbiotopen mit Amphibien, beherbergt u.a. die seltene Heidelerche und eine Baumpieper-Kolonie.
Der Baumpieper unterscheidet sich von den anderen Piepern darin, dass er auf einer Warte hoch in der Baumkrone mit dem Flug beginnt und auch dorthin wieder zurückkommt. Hat der Vogel beim Aufstieg in den Himmel fast seine Höhe erreicht, beginnt er zu singen wie ein Buchfink. Beim Abwärtssegeln hält er die Flügel starr, lässt die Beine hängen und stellt den Schwanz auf. Er sieht fast aus wie ein Fallschirmspringer. Das Ganze wird von der Schlussphase seines Gesangs begleitet, die voller vollendeter Triller (zia, zia, zia) ist, wie das Finale eines begabten Musikers. Der Baumpieper ist eine erfolgreiche Art und in Europa noch weit verbreitet. In Mitteleuropa sind die Zahlen jedoch seit mehreren Jahren deutlich rückläufig, vermutlich wegen der Bejagung im Winterquartier und der veränderten Landnutzung in den Brutgebieten. Der Baumpieper dringt sowohl in die Arktis als auch in große Höhen vor - in den Alpen steigt er bis auf 2300 Meter, knapp oberhalb der Baumgrenze. Er mag offenen, spärlich bewachsenen Boden mit vereinzelten Bäumen, daher genügen ihm viele Habitate, darunter lichte Wälder, Heide und Buschland. Der Baumpieper ist ein Bodenbrüter und findet dort auch seine Nahrung, die zur Brutzeit aus Insekten und Spinnen, im Herbst aus ein paar Früchten, besteht. Als ausgesprochener Zugvogel verlässt er im Spätherbst Europa, um den Winter in Afrika zu verbringen.
Foto und Text: Hubert Jung, Vorsitzender der Naturschutzinitiative e.V. (NI), Regionalgruppe Wetterau