Lebensweise der Wildkatze

Die Europäischen Wildkatze (Felis silvestris silvestris), ein hoch spezialisierter Jäger

Die Wildkatze ist ein hoch spezialisierter Jäger mit einem ausgeprägten Raubtiergebiss (dolchartige Eckzähne zum Fangen und Töten der Beutetiere und scherenartig ineinandergreifende Backenzähne zum Zerkleinern und Fressen).

Sie hat messerscharfe, spitze Krallen zum Greifen und Halten, aber auch zum Klettern, scharfen Augen mit eingebauter Nachtsichtfunktion, einem hervorragenden Gehör zum exakten Orten von Kleintieren, einem sehr feinen Geruchssinn, weichen Fußballen zum lautlosen Anschleichen, einer großen Sprungkraft und einem perfekten Tarnkleid.

Auf der „Speisekarte“ der Wildkatze stehen vor allem Mäuse, hauptsächlich Wühlmäuse und davon meist Feldmäuse. Seltener erbeutet sie Wildkaninchen, Eidechsen, Frösche, Insekten und Kleinvögel, Aas frisst sie nur ausnahmsweise und Pflanzen kaum.

Eine ausgewachsene Wildkatze muss mindestens zwölf Mäuse täglich erbeuten, um ihren Energiebedarf zu decken. Eine weibliche Wildkatze mit Jungen braucht ein Vielfaches davon, um ihren Nachwuchs erfolgreich großzuziehen.

Wildkatzen sind absolut nicht zähmbar

Lebensweise und Lebensraum der Europäischen Wildkatze (Felis silvestris silvestris)

Die Lebensweise und der Lebensraum der Wildkatze bedingen sich gegenseitig. Für ihre Lebensweise benötigt die Wildkatze große, zusammenhängende, naturnahe und störungsarme Wälder mit vielfältigen Strukturen und Kleinstbiotopen. Die Wildkatze bevorzugt Gegenden mit milden Wintern, bzw. niedrigen Schneelagen, da sie bei Schneehöhen ab 20 cm kaum noch Jagderfolg hat. Das heißt, sie ist in den Mittelgebirgen auf niedrigere Lagen oder dichte Wälder angewiesen. Für ihre Lebensweise benötigt sie vielschichtige Strukturen mit Rückzugsmöglichkeiten und zahlreichen Verstecken, viel Gebüsch, Felsen und Höhlen.

Lebensraum der Europäischen Wildkatze sind strukturreiche und störungsarme Wälder

Die Wildkatze braucht in ihrem Revier kleine helle Lichtungen, im Wald verborgene Wiesen, Waldränder mit Gebüschen und Heckenriegeln als Jagdrevier. Des Weiteren benötigt sie Baumhöhlen, Wurzelteller und Totholzhaufen als Tagesversteck und als Versteck bei der Jungenaufzucht. In den ersten Lebenswochen zieht eine Wildkatzenmutter mit ihren Jungen mehrmals um,vermutlich um die Entdeckung durch Prädatoren wie Fuchs, Dachs, Marder und Wildschwein zu verhindern. Das erfordert eine ausreichende Anzahl guter Versteckmöglichkeiten. Undurchdringliches Dickicht am Boden zum Anschleichen ist für die Jagd notwendig und sonnige Südhänge zum Dösen. Die Jungkatzen müssen im Herbst die Möglichkeit haben, neue Reviere besiedeln zu können. Das Nahrungsangebot ist ein ganz entscheidender Faktor für ihre Revierwahl. Je nach Nahrungsangebot variiert die Reviergröße eines Weibchens von 100 – 300 ha bis zu über 1.000 ha. Männchen (Kuder) haben Reviere von 500 bis ca. 1.500 ha, aber auch deutlich größer. Die Reviergröße hängt vom Nahrungsangebot ab, also von der Anzahl der vorhandenen Beutetiere. Im Idealfall überlappt sich das Revier eines Männchens mit denen von zwei bis drei Weibchen.

Die Tiere stehen durch ein geruchsspezifisches Informationssystem und optische Markierungen (Kratzbäume) in Kontakt miteinander. Auch die Reviere der Weibchen verfügen oft über Schnittgebiete, in denen sogar die Ruheplätze von unterschiedlichen Katzen genutzt werden. Eine solche „Katzenfamilie“ benötigt ein zusammenhängendes Waldareal von mindestens 1.000 – 3.000 ha (10 – 30 km²). Isolierte Familiengruppen können wegen der Inzuchteffekte langfristig nicht überleben (reproduktive Isolation).

Bedingt durch den großen Raumbedarf einer einzelnen Wildkatze leben die Tiere als Einzelgänger. Es gibt jedoch Hinweise aus Gehegebeobachtungen und auch aus Freilanduntersuchungen, dass sich bei einem optimalen Nahrungsangebot auch bei Wildkatzen ein Zusammenleben in Familienverbänden ausprägen würde, ähnlich wie bei Löwen. Wildkatzen haben eine stark ausgeprägte Sozialkompetenz.

© Naturschutzinitiative e.V. (NI) | Wir schützen Landschaften, Wälder, Wildtiere und Lebensräume
Headline

here be text