Auerhuhn [Tetrao urogallus]

©Dr. Bernd Stein

Obwohl das Auerhuhn wegen seiner verborgenen Lebensweise nur selten zu sehen ist, ist es den meisten interessierten Menschen bekannt. Vielleicht hängt das auch mit einer gewissen volkstümlichen Verbundenheit (es gibt viele Darstellungen davon) zusammen, vielleicht leider aber auch an der Trophäenjagd. Der mit klockernden Rufen balzende Hahn gibt mit seinem glitzerndem Gefieder und den zu einem Rad gespreizten Schwanzfedern ein imposantes Bild ab

Auerhuhn Fakten:
Lateinischer Name:Tetrao urogallus
Größe:Erheblicher Größenunterschied bei den Geschlechtern. Größe Männchen ca. 85 cm, Weibchen um 60 cm bei einer Spannweite von 90 - 120 cm. Es ist der größte europäische Hühnervogel und das weltweit größte Rauhfußhuhn.
Besondere Kennzeichen:Das Männchen weist ein vorwiegend schwärzliches Gefieder mit blauem, teils auch grünem Metallglanz auf,wobei die Flügel braun sind. Das Weibchen hingegen ist unscheinbar und weist ein Tarnmuster aus einem graubraunen und schwarz gebänderten Gefieder auf. Auffallend ist lediglich eine rotorange Brust- und Halsregion.
Gelege:Das Nest ist rudimentär. Eigentlich ist es nur eine ausgescharrte Mulde am Boden, die mit Pflanzenteilen ausgelegt ist.Von Sträuchern gedeckt liegt es stets gut versteckt. . Meist werden 5 - 8 Eier gelegt.
Lebensraumansprüche:Heute nur noch in alten, strukturreichen Nadelwäldern im Bergland vorkommend, wobei in Deutschland neben den Alpen nur einige südliche Mittelgebirge wie der Schwarzwald, der Bayerische Wald oder Bereiche des Thüringer Waldes besiedelt sind. Ein hoher Beerenstrauchreichtum ist typisch für die Vorkommensgebiete. Früher war die Art in Deutschland deutlich weiter verbreitet, besonders Moore und größere Wald-Heidegebiete wurden damals besiedelt. Historisch belegt ist auch die Besiedlung von Mischwaldregionen mit Kiefern (Pfälzerwald) als auch in reinen Laubwaldregionen (Westerwald, Hunsrück und wohl auch Eifel). Zu dieser Zeit waren diese Gebiete jedoch sehr viel mehr aufgelichtet und auch zwergstrauchreich (Ilex).
Nahrung:Insekten, Beeren und Kräuter stehen auf der Speiseliste, wobei die Heidelbeere eine besondere Bedeutung hat (Triebe, Blätter und Beeren). Im Winter werden hauptsächlich Nadeln von Koniferen gegessen.
Beobachtung im Jahreslauf:Das Auerhuhn ist nur schwer zu beobachten. In halboffenen Bereichen der Bergwelt kann, unter Einsatz eines Spektivs, an gerne genutzten Bereichen jedoch schon mal eine Beobachtung aus der Ferne gelingen. Die Balz kann als Arenabalz mit mehreren Hähnen und mehreren randlich stehenden Hennen stattfinden. Die Brutperiode liegt in Mitteleuropa zwischen Mitte April und Anfang Juni. Je nach Höhenlage (Schneesituation) auch früher oder später. Im Gehege wurde (vom Verfasser?) auch schon Anfang Februar ein balzender Hahn beobachtet. Das Männchen ist weder an der Brut noch Aufzucht der Jungen beteiligt. Die Jungtiere verbleiben im Familienverband und schließen sich im Herbst größeren Trupps an.
Für was steht die Art:Auch Ikonen des Naturschutzes, wie das Auerhuhn, genießen kaum noch Schutz mehr, wenn es um finanziell lukrative Projekte geht. Dieses trifft vor allem für Windkraftprojekte zu, die mittlerweile die entlegensten bewaldeten Hügel beanspruchen. So wurde in 2022 im Schwarzwald eine Fläche von 15.000 ha, die zuvor als Restriktionsfläche für den Auerhuhnschutz gesichert war, für die Windkraft freigegeben. Diese Flächen waren vorwiegend zur Vernetzung von Kernlebensräumen oder zum Schutz von kürzlich von Tieren verlassenen Bereichen, in denen deren Rückkehr jedoch wahrscheinlich war, bestimmt. Es handelt sich also um wichtige Funktionsflächen, die für den langfristigen Arterhalt erforderlich sind. Die nach EU-Vogelschutzrichtlinie Artikel 3 verpflichtende Wiederherstellungsverpflichtung wird dabei außer Acht gelassen. (Das Naturschutzmagazin Nr. 1/2023 berichtete dazu.)
Gefährdung:Rote Liste Deutschland (2020) 1 (vom Aussterben bedroht). Danach werden weniger als 1.000 Brutpaare in zunehmend fragmentierten Vorkommen, angegeben. Diese Fragmentierung birgt eine hohe Gefahr für die Populationen, da ein genetischer Austausch von Tieren erschwert oder gar unmöglich gemacht wird. Die kleineren Vorkommensinseln verschwinden nach ungünstigen Ereignissen. Das Auerhuhn ist sehr störempfindlich. Immer mehr Freizeitsportarten, die in Naturbereichen ausgeübt werden (Mountainbike, Schneeschuhwandern, Geocaching), sorgen oftmals für ein rücksichtsloses Hinwegsetzen über Betretungsbestimmungen. Ein anderes stark zunehmendes Problem ist die Windkraftnutzung, die aufgrund verschiedener Störfaktoren eine große Fernwirkung hat, und deshalb das Auerhuhn das Umfeld von Windparks meiden lässt.
Schutzmaßnahmen:Großflächiger Schutz bestehender Verbreitungsgebiete vor jeglicher Nutzung, ggf. Durchführung einer an die Bedürfnisse der Art angepassten Waldpflege, strukturierte und deckungsreiche Wälder. In stark reliefierten Bergbereichen reicht bereits der völlige Nutzungsverzicht.
Besonderheiten:Die Trophäenjagd auf die imposant balzenden Männchen hatte einen hohen Stellenwert und war meist dem Adel vorbehalten. An das Waidgeschick war dabei keine hohe Anforderung zu stellen, da liebestolle Auerhähne kaum Vorsicht walten lassen. So wurde im Vorkommensgebiet Sauerland in den Revieren der Wittgensteinisch-Berleburgischen Jagden zwischen 1801-1810 noch 71 Hähne erlegt. Die Jagd hatte zwar einen deutlichen Einfluss auf den Bestand, entscheidend waren aber wohl Strukturveränderungen im Wald. Von jagdlicher Seite wurden aber auch Auswilderungen getätigt, wie noch bis 1992 im Sauerland. Das letzte Auerhuhn wurde dort 2008 erfasst. Das Auerhuhn konnte in der Vergangenheit aber auch immer mal von selbst Gebiete besiedeln. Bei konsequentem Habitatschutz sind also durchaus noch Erfolge möglich.
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