Feldsperling [Passer montanus]

Feldsperlinge werden immer weniger. Der Bestand weist langfristig einen kontinuierlichen und in den letzten Jahren nochmals einen besonders starken Rückgang auf. Da diese Art bei oberflächlicher Betrachtung meist nicht vom Haussperling unterschieden wird und früher zu den sehr häufigen Arten gehörte, bekommt diesen Exodus aber fast niemand mit. Ähnlich dem Haussperling zeigt auch der Feldsperling ein ausgeprägtes Sozialverhalten, bei der sich viele Tiere zusammen in schützendem Buschwerk versammeln. Doch dieses Verhalten ist den Vögeln mittlerweile in Deutschland kaum mehr möglich, weil die Tiere zu selten geworden sind. Daran ist auch ein Mangel an Nistgelegenheiten schuld. Dabei könnten beim eher konkurrenzschwachen Feldsperling die Schutz- und Wohlfahrtswirkung größerer Trupps wahrscheinlich helfen, sich besser gegen andere Höhlenbrüter wie auch gegen den Haussperling zu behaupten.

 

Feldsperling Fakten:
Lateinischer Name:Passer montanus
Größe:ca. 14 cm und damit etwas kleiner und schlanker als der Haussperling
Besondere Kennzeichen:Sperlingshabitus – finkenartiger Vogel mit stabilem Körnerfresserschnabel. Oberkörper und Flügel sind bräunlich mit auffälligen schwarzen Längsstreifen, der Bauch und Brust ist eher braungrau. Im Unterschied zum Haussperling hat der Feldsperling einen kastanienbraunen Scheitel, der mit einem durchgängigen weißen Halsband vom Rücken abgesetzt ist und einen schwarzen Fleck auf weißer Wange. Der Kehlfleck ist deutlich kleiner als der vom männlichen Haussperling. Ein weißes Halsband ist auch auf dem Rücken zu sehen. Die Geschlechter sind gleich gefärbt.
Gelege:3-7 Eier. Gerne werden Nistkästen vom Meisentyp und Baumhöhlen genutzt, aber auch sonstige Gelegenheiten in Mauerlöchern, Schwalbennestern oder sogar in Metallrohren von Strommasten der Mittelspannungsleitungen. Brut ab Ende März. 3-7 Eier werden gelegt. An eine Brutdauer von 11-14 Tagen schließt sich eine Nestlingsphase von 16-18 Tagen an. 2-3 Jahresbruten sind möglich, wobei Spätgelege bis in Anfang August auftreten.
Lebensraumansprüche:Im Kern wird die Kulturlandschaft um die Siedlungen sowie die strukturreiche Kulturlandschaft besiedelt, Der Feldsperling brütet dort gerne in Obstwiesen mit Baumhöhlen oder in Waldrandzonen mit Höhlenangebot. In Dörfern und Städten ist er eher auf die Randzonen beschränkt, was den Bezug zum landwirtschaftlich genutzten Umland als Nahrungsraum zeigt; In Ostasien, wo der Haussperlings nicht vorkommt, nimmt er auch das Habitat des Haussperlings in den Zentren der Siedlungen ein. Wichtige Nahrungsräume sind Ackerbrachen und sonstige Bracheflächen.
Nahrung:Sämereien, besonders Getreide oder sonstige größere Grassamen; In der Brutzeit werden besonders Insekten und andere Kerbtiere benötigt. Im Unterschied zum Haussperling nehmen Getreidesamen einen geringeren Anteil ein. Die Nahrung kann auch mehrere 100 Meter weit vom Nest gesucht werden.
Beobachtung im Jahreslauf:Standvogel, nur im eingeschränkten Maß erfolgen Ausbreitungswanderungen von Jungtieren.
Für was steht die Art:Der Feldsperling steht besonders für die großen qualitativen Lebensraumverschlechterungen in der Kulturlandschaft unter einer intensiven Landwirtschaft, wo zunehmend Biotopstrukturen fehlen, die noch ausreichend Nahrung geben.
Gefährdung:Obwohl noch in der bundesweiten Roten Liste von 2020 nur in der Vorwarnliste geführt, sinken die Bestände derzeit in sehr starken Maße. Dieser Rückgang ist besonders in den westlichen Bundesländern ausgeprägt, wo der Feldsperling nur noch sehr selten und meist in geringer Stückzahl in den Beobachtungslisten auftaucht. Im Westen sind schon ganze Regionen vom Feldsperling verlassen. Etwas besser sieht die Situation noch im Nordosten oder Südosten Deutschlands aus. In Niedersachsen halbierten sich zuletzt die Bestände zwischen 2021 und 2023. Hauptproblem dürfte die starke Lebensraumverschlechterung in der Kulturlandschaft sein. Biotope und Strukturen, die Nahrung geben, wie artenreiche Saumstrukturen, Brachen und Ruderalflächen oder extensiv bewirtschaftete Acker und Grünlandparzellen werden immer weniger. Zusätzlich wird ein Mangel an geeigneten Nisthöhlen bei schwacher Konkurrenzfähigkeit, der Einfluss von epidemischen Krankheiten oder Agrarchemikalien als Rückgangsursache diskutiert.
Schutzmaßnahmen:Anreicherung von Weg- und Ackersäumen sowie Brachen mit spontaner Wildkrautentwicklung, Erhalt und Entwicklung von baumbestandenem Grünland /Streuobstwiesen mit Altbäumen sowie von Extensivgrünland; Anreicherungen von Hecken oder Gebüschen, besonders wo auch Nistgelegenheiten im Umfeld vorhanden sind. Der Feldsperling profitiert von einem räumlich konzentrierten Angebot an Nistgelegenheiten, wodurch sich im günstigen Fall eine stabile Teilpopulation aufbauen kann, die ihren Bereich gegen Nistplatzkonkurrenten verteidigen kann. In der Siedlung ist v.a. die zur Landschaft gerichtete Außenlage aufzuwerten. Geeignet sind Meisenkästen mit einem Eingangsloch von 32 mm Durchmesser, es werden aber auch Nistkästen mit dem kleineren 27mm- Loch angenommen. Im Randbereich der Siedlungen sind naturnahe Gärten mit krautreichen Ecken, blütenreichen Rasen, dichte Strauchgruppen und Hecken heimischer Gehölze u.s.w. anzustreben.
Besonderheiten:Der Feldsperling weist eine weite eurasische Verbreitung von Spanien bis zum Ende Ostasiens auf. Dennoch gilt sein Erhaltungszustand auch für ganz Europa als „ungünstig“ - eben wegen der hier überall wirkenden Nachteile einer intensiven Landnutzung. Die Niederlande haben bereits 95% der Bestände verloren, ähnlich vollständig ist der Verlust in Belgien. Sperlinge wurden als Korndiebe teils erbittert verfolgt. Auch hierzulande wurde teils Kopfgeld auf jeden toten Spatz ausgegeben. Am erbittertsten wurde der Feldsperling in China unter Mao Zedong zwischen 1958 und 1960 im Rahmen der kommunistischen Kulturrevolution bekämpft. Nach völliger Vernichtung der Spatzenbestände gab es aber eine massive Vermehrung von Schädlingsinsekten, was die damals in China bestehende Hungersnot befeuerte, der 30 Millionen Menschen zum Opfer fielen. Zehntausende Feldsperlinge wurden nun als natürlicher Schädlingsbekämpfer wieder aus Russland eingeführt.

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