Graureiher [Ardea cinerea]

Der Graureiher ist durch seine Größe und sein teils auffälliges Verhalten ein gutes Beobachtungsobjekt. Packend anzusehen ist der lange bewegungslose Ansitz mit konzentriertem Blick und S-förmig gekrümmten Hals an einem Flachwasserbereich oder vor einem Mauseloch, wo dann irgendwann der Schnabel wie vom Bogen geschossen auf die Beute niedersaust. Brutkolonien auf Teichinseln finden sich heute auch teils in besiedelten Bereichen. Lautstark interagieren dort die Tiere und die Jungtiere sind beim Betteln gut zu beobachten.

Graureiher Fakten:
Lateinischer Name:Ardea cinerea
Größe:Körperlänge 90-98 cm bei einer Flügelspannweite von 175-195 cm
Besondere Kennzeichen:Es dominiert die graue Gefiederfarbe (Name), beim weißlichen Kopf fallen schwarze Überaugenstreifen und ein orangegelber großer Schnabel auf (Altvögel). Auch die Halsvorderseite ist weiß, meist mit schwarzen Punkten. Im Flug treten bei erwachsenen Tieren die schwarzen Hand- und Armschwingen deutlich in Erscheinung. Die langen Beine sind dabei nach hinten gerichtet und der Hals ist S-förmig gekrümmt. Männchen und Weibchen sind gleich gefärbt. Zur Brutzeit sind an Kopf und Hals auffällige Schmuckfedern ausgebildet. Bei Jungtieren ist der Grauanteil am Gefieder noch höher.
Gelege:Koloniebrüter. Der oft schon Anfang Februar gesicherte Nistplatz in einer Kolonie wird ab März bebrütet, wobei es noch bis Ende Mai zu Bruten kommen kann. Es werden 3-5 Eier gelegt, die von beiden Eltern ca. 25 Tage bebrütet werden. Nach ca. 50 Tagen sind die Jungtiere flugfähig, sie halten sich jedoch noch eine Zeit lang in der Kolonie auf.
Lebensraumansprüche:Der Graureiher ist in Deutschland weit verbreitet, wenngleich sich die Brutkolonien überwiegend in Flussauen und Landschaften mit vielen Stillgewässern befinden. Der Graureiher nistet meist auf höheren Bäumen, auf nicht zugänglichen Inseln kommen aber auch Buschweiden oder Schilfflächen als Nestplatz in Frage. Bevorzugtes Nahrungshabitat im Flachwasser, oft auch auf kurzrasigem Grünland.
Nahrung:Fische in einer Größe von überwiegend 10-20 cm (selten bis 30 cm), kleinere Landwirbeltiere (Mausartige, Amphibien, Reptilien) und auch Regenwürmer und größere Insekten. Die früher als Fischreiher bezeichnete Art ist aber kein reiner Fischfresser, sondern jagt was möglichst raschen Erfolg bringt. So sieht man die Art häufig auch auf niedrigem Grünland, wo er besonders Mäusen nachstellt. Fische sind jedoch gerade zur Aufzuchtzeit eine wichtige Beute.
Beobachtung im Jahreslauf:Der Graureiher ist ganzjährig in Deutschland anzutreffen. Im Winterhalbjahr oft Kurzstreckenzieher, wobei vor allem zwischen frostfreien Gewässerlandschaften gewechselt wird. In den Tieflagen des Westens dürften die meisten Tiere in der Region bleiben, während Tiere aus dem Osten und aus Hochlagen Kurzstreckenzieher sind. Die Brutkolonien werden im Westen schon ab Ende Januar / Anfang Februar aufgesucht, wobei sich die Brutzeit bis in den Juli ziehen kann. Jungtiere streuen nach dem selbständig werden weit im Brutareal umher, bevor diese meist im 2. Lebensjahr selbst anfangen zu brüten.
Für was steht die Art:Die Art steht auch für die menschliche Verfolgung von vermeintlichen Nahrungskonkurrenten. Mit einem Jagdverbot und einer Sympathieoffensive, wo für das Existenzrecht jeder einzelnen Art geworben wurde, war auch ein Wechsel des Namens von Fisch- zu Graureiher verbunden. So konnte sich die Art wieder ausbreiten. Die Schäden in Teichanlagen zeigten sich durchweg als unproblematisch bzw. hinnehmbar. Reiher jagen meist isoliert voneinander, wobei ein ausreichender Abstand zum nächsten jagenden Reiher gesucht wird. Deshalb wirkt bei kleinen Teichen auch eine Attrappe. Fischteiche und Fließgewässer mit steilen Ufern sind zudem ungünstig für die mehr im Flachwasser jagende Art. Vor dem Hintergrund einer tendenziell zunehmenden Naturfremde der Menschen nehmen inzwischen anthropozentrische Betrachtungsweisen wieder deutlich zu, die die Intention zeigen, alles Konkurrierende zu dezimieren was die eigenen Interessen stört. Auch der Graureiher gerät so wieder stärker ins Visier.
Gefährdung:Aktuell nicht als gefährdet angesehen. Derzeit stagniert der Bestand, wobei Kolonieaufgaben und Neugründungen zu beobachten sind. Regional nehmen die Bestände aber auch ab. Haupt-Gefährdungsfaktor war und ist die menschliche Verfolgung. Als vermeintlicher Nahrungskonkurrent wurde der Reiher früher intensiv verfolgt. Nach einem Tiefpunkt des Bestandes etwa Ende der 1960-er Jahre nahmen die Bestände nach einem Jagdverbot europaweit wieder stark zu. Verschiedene Bundesländer haben danach wieder eine begrenzte Jagd erlaubt, was sofort einen Bestandsrückgang zur Folge hatte. In Schleswig-Holstein zum Beispiel sank die Zahl der Reiher nach Einführung einer Jagdzeit zwischen 2002-2014 um 60%. Neben der direkten Verfolgung wirkt besonders der Biotopschwund durch Intensivierung der Landnutzung und der Verlust von Gewässern. Mitunter kommt es zu Kollisionen mit Stromleitungen und Windkraftanlagen.
Schutzmaßnahmen:Beibehaltung des Jagdverbotes und ein das Individuum schützendes Artenschutzrecht. Beruhigung der Brutkolonien, womit auch ein Lenkungseffekt erreicht werden kann. Besondere Bedeutung kommt dem Erhalt einer weitflächigen und vielgestaltigen Kulturlandschaft zu, mit einem hohen Anteil an Gewässern und Feuchtgebieten. Konflikte an Teichanlagen sind mit verschiedenen nicht letalen Vergrämungsmaßnahmen und einer für den Reiher ungünstigen Ufergestaltung ausreichend zu regeln. In natürlichen Seen und Flüssen sind die Einbußen unerheblich, da vorwiegend wirtschaftlich unbedeutende Fischarten erbeutet werden. Gewisse Konzessionen an die Natur sind von jedem Wirtschaftszweig zu fordern, der Erträge aus der Natur heraus erwirtschaftet.
Besonderheiten:Der Graureiher besitzt Puderfedern an der Brust und in den Leisten, die Fette zur Einfettung des Gefieders enthalten. Diese Federn zerbröselt der Reiher an den Spitzen mit dem Kopf und verteilt das so entstandene fetthaltige Pulver über das Gefieder.
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