Haubentaucher [Podiceps cristatus]

©Anja Gieseler

Namensgebend für den Haubentaucher ist eine rot- und schwarzbraun kontrastierte Halskrause aus besonderen Zierfedern. Diese können in den Situationen von Balz oder Bedrohung abgespreizt werden. Der Wasservogel ist ein hochspezialisierter Fischjäger. Ein stromlinienförmiger Körper und weit hinten am Körper angesetzte Beine optimieren den Vogel für das Tauchen.

Haubentaucher Fakten:
Lateinischer Name:Podiceps cristatus
Größe:Mit ca. 50 cm größter Vertreter der Familie der „Lappentaucher“; 60 - 70 cm Spannweite
Besondere Kennzeichen:Der Körper zeigt dunkelgraue Flügeldecken, die an den Flanken braunrot gesäumt sind. Sein Bauch und seine Halsvorderseite sind weiß. Die Schwanzfedern sind verkümmert. Im Schlichtkleid hat der Kopf eine schwarze Kopfplatte und weiße Wangen, im Prachtkleid hat der Kopf eine auffällige rot- bis schwarzbraune Halskrause und Federbüschel am Hinterkopf. Diese geben der Art ein unverwechselbares Erscheinungsbild. Die Geschlechter unterscheiden sich dabei nicht. Die Jungen haben schwarze Längsstreifen an Hals und Kopf. Typisch für die Familie der „Lappentaucher“ sind breite seitliche Lappen an den 3 nach vorne gerichteten Zehen. Diese geben beim Rudern im Wasser einen guten Vortrieb. Die Füße bleiben jedoch flexibler als bei den Entenvögeln, wo kompakte Schwimmhäute zwischen den Zehen den Fuß zu einer Schwimmflosse machen. Dennoch wirkt auch der Haubentaucher schwerfällig an Land. Sein stromlinienförmiger Körper und weit hinten am Körper angesetzte Beine optimieren den Vogel eben für das Leben (und Tauchen) im Wasser.
Gelege:Meist werden 4 (2 - 6) weiße Eier gelegt, die durch den Kontakt mit faulendem Pflanzenmaterial im Nest bald eine bräunliche Farbe annehmen. Das Nest ist ein Haufen verschiedener Pflanzenteile, indem lediglich oben eine Mulde gedrückt wird. Es kann in dichter Ufervegetation stehen oder frei im Wasser schwimmen. Auf dem Wasser dann meist dort, wo Unterwasserpflanzen wie die Wasserpest eine kompakte Unterlage bieten, was meist erst später im Jahr gegeben ist. Wichtig ist eine hohe Sicherheit vor Eierdieben und Fressfeinden. In der Regel verteidigen die Tiere größere Reviere. Selten können auch schon mal kolonieartige Nestbereiche entstehen (möglicherweise zum gegenseitigen Nestschutz bei Freiwasserbrütern). Müssen die beiden brütenden Eltern das Nest verlassen, bedecken sie die Eier mit Pflanzenteilen aus dem Nestrand.
Lebensraumansprüche:Stehende, meist vegetations- und fischreiche, Binnengewässer von einer gewissen Mindestgröße (über 1 ha, meist über 5 ha).
Nahrung:Fische mit einer bevorzugten Länge von 10 - 15 cm. Weiterhin Muscheln, Krebse, Insekten und andere Wassertiere. Die Küken bekommen anfänglich Insekten gereicht, schon bald aber folgen kleine Fische als Hauptnahrung.
Beobachtung im Jahreslauf:Im Winter erhält Deutschland Zuzug von Tieren aus nordöstlichen Brutgebieten, ein Teil der hier brütenden Vögel weicht hingegen selbst in mildere Gebiete. Ab Februar / März sind die Haubentaucher der mittleren und tiefen Lagen in ihren Revieren und die auffällige Paarbalz kann beobachtet werden. Ab Mitte März werden bereits Nester gebaut. Jungtiere sind ab Mai zu erwarten. Allerdings ist der Bruterfolg mitunter aus verschiedenen Gründen schlecht, weswegen Spätbruten bis in den September erfolgen. Am Anfang der Brutsaison ist der Feinddruck höher als zu ihrem Ende. Viele Nester gehen bei wechselnden Wasserständen oder Unwettern mit Wellenschlag verloren. Die nach ca. 28 Tagen schlüpfenden Jungen sind Nestflüchter und können von Anfang an schwimmen. Da das Dunengefieder jedoch noch nicht durch Einölen geschützt ist, werden die Jungen einen Teil des Tages auf dem Rücken der Eltern getragen. Dieser „Taxidienst“ der Eltern kann sich bis zum 20. Lebenstag hinziehen.
Für was steht die Art:Besonders für Konflikte im Freizeit-Naturschutzbereich (s. Gefährdung)
Gefährdung:Ungefährdet. In Deutschland weit verbreitet an größeren Stillgewässern. Dennoch ist der Bestand nicht hoch und Schwankungen unterworfen. Durch verschiedene Gefährdungsfaktoren ist der Bruterfolg oft schlecht. Neben den natürlichen Gefährdungsfaktoren bestehen besondere Konflikte mit Freizeitaktivitäten an Gewässern. Durch Menschen verursachte Störungen geht dort ein großer Teil der Bruten verloren. Störungen sind z. B. jegliche Aufenthalte im Verlandungsbereich der Seen sowie Angel-, Boots-, Standup Paddle- und Badebetrieb. Auch durch rasche Veränderungen des Wasserstandes (bei regulierbaren Gewässern wie Teichen und Talsperren) kommt es zu Verlusten. Die NI dokumentierte so in 2023 einen weitgehenden Ausfall an Wasservogelbruten in einem Vogelschutzgebiet, vorwiegend durch Anordnungen der Wasserwirtschaft.
Schutzmaßnahmen:Aufgrund regionaler Bestandsabnahmen ist es von großer Bedeutung, die freizeitbedingten Störfaktoren, insbesondere in den Naturschutz- und Vogelschutzgebieten, abzustellen. Besucher sollten außerhalb der zugelassenen Flächen keine Ufer- und Schilfbereiche aufsuchen und dort auch nicht baden. Bei der Gewässerentwicklung ist auf ausreichend breite Flachwasserzonen und das Vorhandensein oder Entwickeln von Röhrichtbereichen (amphibische Wechselwasserzonen) zu achten.
Besonderheiten:Besonders nett anzuschauen ist die auffallende Paarbalz im Frühjahr. Hierbei gibt es verschiedene Verhaltensweisen, bei denen die Tiere gegeneinander-stehen und sich im Verhalten spiegeln. Am häufigsten sind Kopfschüttelposen, seltener wird der „Pinguintanz gezeigt, bei dem sich die Partner aus dem Wasser aufrichten undzur Stabilisierung schnell mit den Füßen paddeln. Oftmals tragen bei diesen „Balztänzen“ die Partner Wasserpflanzen als ritualisiertes Brautgeschenk im Schnabel. Bei den Tänzen werden auch verschiedene Laute abgegeben. Wo teilweise nur sein schnell keckernder Laut zu hören ist, kann im Sonogramm (Lautaufzeichnung) eine Spiegelung des Verhaltens erkannt werden. In diesem Fall fällt die maximale Amplitude des einen Sängers in das Minimum der Amplitude der Schwingung des anderen Sängers. Sowohl im Äußeren als auch im Verhalten unterscheiden sich die beiden Geschlechter nur wenig.
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