Hausrotschwanz [Phoenicurus ochruros]

Wenn es im Frühjahr über eine Stunde vor Sonnenaufgang draußen klingt, als wenn mit einer rostigen Heckenschere geschnitten wird, muss das nicht bedeuten, dass der Nachbar schon aktiv ist: Es könnte auch der Hausrotschwanz auf dem Giebel des Daches seinen wenig melodischen und recht eigenartigen Gesang im morgendlichen Halbdunkel erklingen lassen. Als Kulturfolger ist er eng mit Siedlungen verbunden.
Hausrotschwanz Fakten: | |
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Lateinischer Name: | Phoenicurus ochruros |
Größe: | 13-15 cm |
Besondere Kennzeichen: | Alte Männchen sind grauschwarz gefärbt mit weißem Flügelspiegel und oft einer helleren Kappe. Junge, einjährige Männchen - die sich auch schon fortpflanzen - sind dagegen noch wie die Weibchen graubraun gefärbt. Beide Geschlechter haben jedoch in jedem Altersstadium einen rostroten Schwanz. Typisch ist auch ihr scheinbar nervöses Verhalten mit Schwanzwippen, knicksenden Beinen und anhaltend “tickernden“ Rufen in Brutplatznähe. |
Gelege: | Die Art gilt als Gebäudenischen- oder Halbhöhlenbrüter, wobei jedoch eine höhere Flexibilität bei der Brutplatzwahl gegeben ist. 4-6 Eier werden meist ab Mitte April gelegt. Das Weibchen brütet etwa 2 Wochen und nach weiteren 2-3 Wochen fliegen die Jungtiere aus. Bis Juli können noch Zweitbruten begonnen werden. |
Lebensraumansprüche: | Die ursprünglich felsbewohnende Art ist inzwischen ein ausgesprochener Kulturfolger in Städten, Dörfern und Industriegebieten. Grundlage für ein Vorkommen der Art ist neben der Möglichkeit für den Nestbau in erster Linie ein noch ausreichend gegebenes Nahrungsangebot an Insekten. |
Nahrung: | Überwiegend Insekten und Spinnen sowie weitere Kerbtiere. Diese sind besonders wichtig für die Jungtieraufzucht. Im Herbst/Winter auch Beeren. |
Beobachtung im Jahreslauf: | In der Regel von Anfang März bis Mitte November. Ab September, spätestens Mitte November, ziehen die meisten Hausrotschwänze in Richtung Frankreich und Spanien. Viele erreichen die Mittelmeerländer bis Nordafrika und die kleinasiatische Küste. Die älteren Männchen kommen ab Anfang März zurück und versuchen, durch Gesang Reviere abzugrenzen. Ende März bis Anfang April folgen die Weibchen und jüngere Männchen. |
Für was steht die Art: | Die Art steht für eine Qualitätsverschlechterung im Siedlungsraum, wo Gebäude bewohnende Tiere in durchsanierten Wohnbauflächen kaum noch Niststätten finden und die Nahrungsverfügbarkeit durch naturferne Gärten defizitär ist. Deshalb wurde die Art zum Vogel des Jahres 2025 gewählt. |
Gefährdung: | Nach Roter Liste ungefährdet. Gebietsweise stabile bis steigende Bestände, lokal aber auch Bestandseinbußen durch Nahrungs- und Nistplatzmangel in naturfernen Siedlungsbereichen. Auch eine oft viel zu große Hauskatzendichte macht dem Hausrotschwanz, wie auch anderen Singvögeln, zu schaffen. Die kurz nach dem Ausfliegen sehr unbeholfenen, aber auffällig offen bettelnden Jungvögel sind für Hauskatzen eine leichte Beute. |
Schutzmaßnahmen: | Als ausgesprochener Kleintierfresser kann durch das Erhalten eines naturnahen Gartens viel erreicht werden: Stauden, heimische Kräuter und gerne Beeren tragende Gehölzgruppen. „Wilde Ecken“ und auch ansonsten nicht zu viel Ordnungssinn im Garten lassen heimische Insekten Vermehrungshabitate und Überwinterungsmöglichkeiten vorfinden. Das hilft auch allen anderen Gartenvögeln. Der Artenschutz ist beim Sanieren von Häusern zu beachten. Beim Nistangebot wird nicht nur der für die Art besonders geeignete Halbhöhlennistkasten angenommen. Auch Einflugmöglichkeiten in Dachbereiche oder Schuppen werden gerne genutzt. Der Hausrotschwanz mag die Nistplätze gerne etwas höher liegend (unter Dachvorsprüngen). Das Nistplatzangebot sollte weder für Katzen, Marder oder Rabenvögel zugänglich sein. Wenn erkenntlich wird, dass Jungvögel ausfliegen, sollten Katzen zeitweise keinen Freigang - oder diesen nur nachmittags-abends bekommen. |
Besonderheiten: | Als Anpassung an wärmere Winter verkürzen sich auch bei dieser Art die Wanderwege. Zunehmend versuchen Tiere in wärmeren Regionen und größeren Städten von Deutschland zu überwintern. Begrenzend ist im Winter meist jedoch die Nahrungsverfügbarkeit. Je mehr es Laubecken, Holzlager oder sonstige unübersichtliche Bereiche gibt, wo viele Kerbtiere überwintern können, oder wo es noch Beeren an Sträuchern gibt, umso eher findet der Hausrotschwanz noch Nahrung in dieser für ihn kritischen Zeit. |