Kiebitz [Vanellus vanellus]

Der Artname Kiebitz beschreibt auch gleich seinen Gesang. Seine Balzflüge im schwarz-weißen Kleid waren früher vielen Menschen bekannt, weshalb ihm eine gewisse Volkstümlichkeit zugeschrieben wurde. Aufgrund des starken Rückganges der Art und seltener werdender Naturbeobachtungen kann ihm heutzutage dieses Attribut jedoch leider nicht mehr zugesprochen werden.

Kiebitz Fakten:
Lateinischer Name:Vanellus vanellus
Größe:Etwa taubengroß (ca. 30 cm)
Besondere Kennzeichen:Männchen und Weibchen sind sehr ähnlich gefärbt. Ihr beider auffälligstes Kennzeichen ist eine Federtolle, die bei den Männchen im Balzkleid allerdings deutlich länger ausgebildet ist als bei den Weibchen. Ein großer schwarzer Brust- und Kehlfleck kontrastiert scharf zum weißen Bauch. Dieser ist bei den Männchen oft größer und intensiver schwarz ausgebildet als bei den Weibchen. Ansonsten fällt besonders eine schwärzliche Oberseite (Rücken, Flügel) auf, die zur Balzzeit einen grünlich-metallischen Glanz hat. Die Unterschwanzdecken sind orangefarben. Kurze breite Flügel, mit dem dazu passenden „gauckelnden“ Flug lassen den Beobachter den Kiebitz auch im Flug sicher erkennen.
Gelege:Seine 4 Eier legt das Kiebitz-Weibchen in ein Nest in einer Bodenmulde. Es findet sich im sichtoffenen Habitat. Die nach einer Brutzeit von 26-29 Tagen schlüpfenden Küken sind Nestflüchter. Nach weiteren 25-40 Tagen sind sie flügge.
Lebensraumansprüche:Offene und niedrigwüchsige Moore, lang im Frühjahr überstaute Nasswiesen und Nassweiden sowie offene Ackerlandschaften oder Salzwiesen. Zur Zugzeit halten sie sich an offenen, nahrungsreichen Flächen wie niedrigwüchsiges Grünland, Äcker und schlickige Gewässerufer oder abgelassene Teiche auf. Das wichtigste Rast- und Überwinterungshabitat ist der küstennahe Bereich mit dem Wattenmeer.
Nahrung:Vorwiegend Kerbtiere (Insekten) und Würmer, außerhalb der Brutzeit auch pflanzliche Nahrung (v. a. Samen).
Beobachtung im Jahreslauf:Besonders ab Anfang/Mitte März fallen eindrucksvolle Balzflüge auf, bei denen die Männchen abrupte Richtungsänderungen und Sturzflüge vollführen, begleitet von einem an „Kiwitt“ oder „chiu-chuit“ erinnernden Gesang. Wichtige Überwinterungsregionen sind die Küsten von Nord- und Ostsee, wobei sich das Überwinterungsgebiet über Westeuropa bis ins Mittelmeergebiet zieht. In Nordwestdeutschland sind Kiebitze somit ganzjährig zu beobachten.
Für was steht die Art:Die Art ist Sinnbild für den Biodiversitätsverlust, der mit einer flächendeckenden intensiven Landwirtschaft verbunden ist. Mit dieser Botschaft wurde der Kiebitz 2024, zum zweiten Mal nach 1996, „Vogel des Jahres“. Eine Kehrtwende in der Agrarindustrie wurde bislang leider nicht eingeleitet.
Gefährdung:Gefährdungsgrad für Deutschland: 2 „stark gefährdet“. Aufgrund von Bestandsverlusten von über 90 % ist der Kiebitz in seinem gesamten europäischen Verbreitungsgebiet stark gefährdet. Hauptursache ist der Verlust an Lebensräumen durch Entwässerung oder Aufdüngung ehemaliger magerer Feuchtwiesen, wodurch sich das Grünland schließt, bevor der Kiebitz die Brut beenden kann. Auch die häufigen Arbeitsgänge sowohl im Acker als auch im Grünland lassen auf Landwirtschaftsflächen praktisch keine erfolgreiche Kiebitzbrut zu. Dazu kommen Verluste durch nachtlebende Bodentiere und die ebenfalls mit der intensiven Landwirtschaft verbundene Nahrungsarmut.
Schutzmaßnahmen:In Schutzgebieten hilft ein Grünlandmanagement, wo das lang überstaute Grünland erst spät austreibt und auch spät bewirtschaftet wird. Besonders erfolgreich haben sich Einzäunungen erwiesen, die auch für Fuchs und Waschbär nicht passierbar sind. Auch speziell an Vögel der Agrarlandschaft angepasste Vertragsnaturschutzprogramme sind erfolgreich. Dabei werden Nester markiert und vom Landwirt bei seinen Arbeitsgängen ausgespart. Dennoch sind viele der erfolgreichen Maßnahmen wegen des hohen Schutz- und Betreuungsaufwandes nicht weitflächig umsetzbar. Bedeutend ist auch der Schutz von Rastgebieten, denn durch den Bau von Windindustriegebieten und Fotovoltaik Freiflächen werden viele von ihnen in offenen Agrarlandschaften zerstört.
Besonderheiten:Wo Kiebitze noch zahlreicher existieren, kommen kolonieartige Brutgemeinschaften zusammen, die sich sehr effektiv gegen Luftfeinde verteidigen können. Lediglich gegen nächtlich aktive Bodenraubtiere besteht einer geringere Verteidigungsmöglichkeit, in größeren Trupps können sich die Tiere jedoch gegenseitig besser warnen. Isolierte Brutpaare und kleine Bestände haben dagegen nur eine sehr geringe Chance, ihre Brut großzuziehen. Das hohe Alter von bis zu 25 Jahren und die Brutplatztreue der Tiere täuscht dabei über den oft fehlenden Bruterfolg hinweg.
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