Kranich [Grus grus]
Der Kranich – korrekt Grauer Kranich genannt – ist eine Vogelart, die uns sowohl auf dem Zug, der Balz und an seinen Rastplätzen eindrucksvolle Naturschauspiele liefert. In Mythen, Märchen, Dichtung und Kunst haben diese Vögel ihren festen Platz.
Besonders imponierend sind die großen Trupps ziehender oder rastender Vögel, aber auch die grazilen Balztänze, die von einem trompetenartigen Duettgesang begleitet werden, beeindrucken.
Bei vielen Völkern gelten sie, möglicherweise auch weil sie den Wechsel vom Winter zum Frühling einleiten, als Glücksboten.
Kranich Fakten: | |
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Lateinischer Name: | Grus grus |
Größe: | 110 - 130 cm bei einer Spannweite von ca. 220 cm |
Besondere Kennzeichen: | Die Grundfarbe eines stehenden Kranichs ist grau. Erst im Fluge sieht man seine schwarzen Hand- und Armschwingen. Markant ist auch seine schwarz-weiße Kopfzeichnung mit einer roten Kopfplatte. Die inneren Federn der Armschwingen, die sogenannten Schirmfedern, sind recht groß und als Schmuckfedern ausgebildet. Das Jugendkleid ist bräunlich. |
Gelege: | In der Regel 2 Eier. Das Nest wird aus Schilf und anderem Pflanzenmaterial in Flachwasserzonen errichtet. Besonders gerne wird es auf kleinen Inseln, Seggenbulten oder knorrigen Baumwurzeln angelegt. |
Lebensraumansprüche: | Bruthabitat v.a. Bruchwälder, Moore und Feuchtgebiete, die einen so hohen Wasserstand haben, dass Bodenraubtiere den Nestplatz nicht erreichen. Während der Zugzeit werden in kleineren Trupps Felder und Wiesen abgesucht. Zur Nacht hin sammeln sich teils große Schwärme an Schlafplätzen, die meist in Flachwasserzonen liegen. |
Nahrung: | Grundsätzlich Allesfresser, wobei pflanzliche Nahrung überwiegt. Besonders gerne dabei Feldfrüchte wie Getreidekörner, Mais und Erbsen, verschiedenes Gemüse oder Kartoffeln, im spanischen Überwinterungsraum auch Oliven und Eicheln. Dazu kommen Insekten, Würmer und Kleintieren bis zur Mäusegröße. |
Beobachtung im Jahreslauf: | Das Bruthabitat besiedelt der sehr scheue Kranich paarweise. Ihre Anwesenheit verraten sie über laute Trompetenrufe im Duett v. a. beim tanzartigen Balzritual. Nachbrutzeitlich rotten sich die Tiere erneut in auffälligen Trupps zusammen. Kleine Trupps durchstreifen dann tagsüber Äckern und Wiesen. Abends kommen sie in großen Flachgewässern zusammen, wo sie sicher von Bodenfeinden nächtigen. Im Bereich der Ostsee mit ihren flachen Boddengewässern sind besonders viele Kranichansammlungen sesshaft. Auf dem Frühjahrs- oder Herbstzug liefern die Kraniche uns eines der prägnantesten Naturschauspiele ab. Bei ihrem Zug in keilförmigen Formationen stoßen sie permanent trompetenartige Kontaktrufe aus. |
Für was steht die Art: | Der Kranich ist eine Schirmart des Naturschutzes. Auch sicherlich aufgrund der Sympathie für diese Vogelart werden Naturschutzmaßnahmen erfolgreich umgesetzt. Diese kommen auch anderen Arten zugute. So wurden z. B. Vertragsnaturschutzprogramme mit Landwirten aufgesetzt, deren Ernteausfälle ersetzt werden. Bei anderen Maßnahmen wurden großflächige Moorrenaturierungen nach Abtorfungen auf die Bedürfnisse des Kranichs zugeschnitten. Hier hat sich der Wechsel der Betrachtungsweise vom Schädling hin zur Zielart von Maßnahmen sehr positiv auf den Bestand ausgewirkt. Im Gegensatz zu dieser Wahrnehmungswende, wird die Betroffenheit der Kraniche im Zuge des Ausbaus der Windenergie weitestgehend negiert. Nur in wenigen Genehmigungen wurden Abschaltungen zu Kernzeiten des Kranichzuges angeordnet. |
Gefährdung: | Der Kranich ist heute bei uns ungefährdet. Nachstellungen und v. a. ein großflächiger Habitatsverlust durch Trockenlegung von Sümpfen und Mooren hatten den Kranich bei uns fast zum Aussterben gebracht. Unter anderem wurden im ehemaligen Königreich Preußen Jagden organisiert, da in Feldern einfallende Kranichschwärme Ernteverluste bewirken können. Europaweit sind die Bestände heute stabil bis ansteigend. Während für 1985 die Zahl der nach Südwesten ziehenden Kraniche auf 50.000 geschätzt wurden, waren es 2015 bereits 350.000. In 2022 brüteten in Deutschland wieder ca. 11.600 Brutpaare, und dass mittlerweile nicht mehr nur in den nördlichen Bundesländern. In den osteuropäischen und asiatischen Gebieten wirken die Gefährdungsfaktoren jedoch weiter. |
Schutzmaßnahmen: | Ein wirksamer Schutz brachte die Neuschaffung von Bruthabitaten über die großflächige Wiedervernässung trocken gelegter Moore und Sumpflandschaften. Eine wichtige Habitatsstruktur sind dort Inseln, Seggenbulte oder Baumgruppen, die von Wasser umgeben sind. Auch die Beruhigung bzw. Absperrung der Brutgebiete hat sich positiv ausgewirkt. |
Besonderheiten: | Der Graue Kranich besiedelt ein sehr großes Brutareal, welches sich von Deutschland über das andere Ende Eurasiens bis nach China erstreckt. Verbreitungszentren sind die Tundren und Sumpfwäldern des Nordens. Die Art ist ein Mittelstreckenzieher. Die Vögel, die westlich einer Linie Finnland - Baltikum nisten, ziehen zum Überwintern in Richtung SO Europa (Süd-Frankreich, Spanien) und teils nach NW-Afrika. Bei milden Wintern kann es aber zu einem verkürzten Zug kommen, einzelne Tiere verbleiben auch im Brutgebiet. Kraniche müssen auf ihrem 2.000 - 6.000 km langen Zug mit ihren Kräften haushalten. Sie warten ab, bis eine günstige Windrichtung vorherrscht, die die Vögel auf ihrem Zug unterstützt. Aus ihrer Eigengeschwindigkeit von 45 - 65 km/h werden sie so auf bis zu 130 km/h beschleunigt. Sonnenschein wirkt ebenfalls begünstigend, da die dabei entstehenden thermische Aufwinde genutzt werden können. |