Neuntöter [Lanius collurio]

Neuntöter, auch Rotrückenwürger genannt, hört sich eher nach einem Bösewicht als nach einem schutzbedürftigen kleinen Vogel an. Seine Neigung zur Vorratshaltung mitunter durch Aufspießen seiner Beute bei der Namensgebung ließ viel Raum für Fantasie. Im Volksglauben war die Deutung sehr verbreitet, dass er erst neun Tiere aufspießen würde, bevor er ein Beutetier frisst. Dem ist aber nicht so. Den Namen hat er aber dennoch bekommen.

Neuntöter Fakten:
Lateinischer Name:Lanius collurio
Größe:Ca. 17 cm und damit größer als ein Spatz.
Besondere Kennzeichen:Das Männchen weist einen rostroten Rücken auf (daher sein weiterer Name Rotrückenwürger), bei ansonsten einer weiß-rosa Unterseite und einem hellgrauem Kopf. Hier fällt ein breiter schwarzer Augenstreif besonders auf. Das Weibchen ist mit bräunlich grauer Grundfarbe unauffälliger gefärbt. Eine feine braune Bänderung fällt auf der ansonsten hellen Unterseite auf.
Gelege:5 - 6 Eier, das Nest wird meist in 1 - 3 m Höhe in einem übersichtlich stehenden Dornbusch (z. B. Schlehe, Weißdorn, Rose, Brombeere) angelegt.
Lebensraumansprüche:Offene Kulturlandschaften und Heiden mit Gebüschen und Hecken in einem Umfeld von extensiv genutztem und somit insektenreichem Grünland. Eine gewisse Offenheit und gute Rundumsicht ist Voraussetzung für ein Neuntöterhabitat. Wälder und Siedlungen werden von der Art in der Regel gemieden.
Nahrung:Größere Insekten wie Heuschrecken, Käfer, Bienen- und Wespenverwandte; seltener kleine Eidechsen, Mäuse oder Vögel.
Beobachtung im Jahreslauf:Weitstreckenzieher, der zwischen Ende April und Ende Juli in Deutschland weilt und dann wieder nach Afrika zurückkehrt.
Für was steht die Art:Die Art steht für extensiv genutzte, struktur- und artenreiche Kulturlandschaften mit kleinbäuerlicher Landwirtschaft ohne Einsatz von Pestiziden und Bioziden. Blütenvielfalt und Insektenreichtum sind die prägenden Bausteine dieser Landschaften.
Gefährdung:Deutschlandweit derzeit als ungefährdet angesehen. Nach sehr starken Rückgängen in den 80er Jahren, die mit einer weiteren Intensivierung der Landnutzung unter Biozideinsatz und Grünlandumbruch einhergingen, hat sich die Art in Schutzgebieten mit Biotopflege und in Grünlandgebieten mit hohem Anteil an Flächen in Extensivierungsprogrammen stabilisiert. Der Neuntöter dürfte auch von den bei uns zunehmend wärmeren Sommern profitieren. Häufig ist die Art dennoch nicht und in einzelnen Regionen muss sie auch als gefährdet angesehen werden.
Schutzmaßnahmen:Erhalt und Pflege von Magergrünland und Heiden mit vereinzelten Gebüschen (v. a. Dornsträuchern); Hecken sind periodisch auf den Stock zu setzen und müssen ein ausreichendes Umfeld an Magerbiotopen aufweisen. Hecken und Gebüsche, die ohne ein ausreichendes Umfeld an Magerbiotopen in Ackerlandschaften angelegt werden, bleiben unbesiedelt; Keine Anwendung von Bioziden und somit Förderung von insektenreichen Lebensräumen.
Besonderheiten:Die Beute wird teils zur Vorratshaltung oder zur besseren Bearbeitung an Dornen aufgespießt. Übersichtliche Warten sind im Revier des Neuntöters besonders wichtig. Von dort erspäht er sowohl seine Beute als auch frühzeitig sich nähernde Feinde.
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