15.08.2025 - Neuigkeiten

Siebengebirge im Spiegel der Naturschutzgeschichte

Gut besucht: Die Exkursion der NI ins Siebengebirge

Exkursion der NI zur Wildnisentwicklung führte ins Siebengebirge

Zu einer Exkursion in das Siebengebirge konnte Dipl.-Biologe Immo Vollmer, Naturschutzreferent der Naturschutzinitiative e.V. (NI), 40 Naturbegeisterte begrüßen. Das Siebengebirge zwischen Bonn-Beuel und Bad Honnef ist bekannt als großes zusammenhängendes Buchenwaldgebiet. Das als FFH (Fauna-Flora-Habitat)- und Naturschutzgebiet gesicherte Gebiet wurde zeitweise auch als Nationalpark favorisiert. Auf großen Flächen wurde die Bewirtschaftung eingestellt. Die Tour führte zu Buchen-Mischwäldern, die als Wildnisgebiet gesichert wurden und die Biologe Immo Vollmer seit der Hiebesruhe für ein Monitoringprojekt beobachtet. Ferner ging es in das Logebachtal mit artenreichen Wiesen und Feuchtwäldern.

 

 

Auch wenn Wildnisgebiete das Thema waren, konnte Biologe Immo VollmerImmo Vollmer Dipl.-Biologe und seit 2018 Naturschutzreferent der NI hier keinen „Urwald“ oder alte Wälder mit einer besonders hohen Naturnähe präsentieren. Vielmehr ging es darum, dass das überwiegend von Laubwäldern geprägte Kern-Siebengebirge zu großen Anteilen seit eher kurzer Zeit der freien Entwicklung überlassen wurde, denn hier wurden größtenteils gesetzlich definierte „Wildnisgebiete“ ausgewiesen.

Diese Entwicklung sieht Immo Vollmer als eine konsequente Fortführung des Schutzgebietsmanagements des Siebengebirges. Vollmer, der das Siebengebirge aus vielen eigenen Untersuchungen gut kennt, erläuterte, dass der Naturschutz in Deutschland hier seinen Ausgang genommen hat. Bereits 1828, in einer Zeit, die von einer starken Nutzung in den Steinbrüchen des vulkanisch vor rund 18-25 Millionen Jahren entstandenen Siebengebirges, aber auch einer Übernutzung der Wälder gekennzeichnet war, stürzte ein Teil der Drachenfels-Burgruine durch den nahenden Bergbau ein. Dies gab den Anlass, einen ersten Abbaustopp zu verhängen, woraufhin der preußische Staat 1836 die Kuppe ankaufte und eines der ersten Schutzgebiete in Deutschland entstand. Ziel war die Sicherung kultureller und landschaftsprägender Orte. In der Folge kauften ab 1869 der zur Entwicklung des Siebengebirges gegründete „Verschönerungsverein Siebengebirge“ (VVS), später auch der Staatsforst zunehmend Waldflächen auf, um hier „würdige“ Hochwälder zu entwickeln, die einer angepassten forstlichen Nutzung zugeführt wurden.

Auftakt zur Exkursion in den Buchenwald. – Bild: Catrin Heinze
Immo Vollmer erklärte das Alter der Bäume.
Der forstwirtschaftliche Einfluss ist noch zu erkennen.
Kenntnisreiche Bestimmung von Pflanzenfunden.
Einzelne Flächen sind als „Wildnisgebiete“ sich selbst überlassen.
Die Exkursion wurde auf Wunsch um eine Extra-Runde verlängert.

Früher Naturschutz

Im Jahr 1923 wurde im umgebenden Siebengebirge auch das erste Naturschutzgebiet begründet, der erste Naturpark von NRW folgte 1958. Da hier eine sehr große Vielfalt naturnaher Waldtypen vorhanden ist und diese zudem sehr große Flächenanteile einnehmen, war die Ausweisung als FFH-Gebiet 2004 die konsequente Folge. 2007/08 gab es Bestrebungen, hier einen Nationalpark einzurichten, gegen den aber ein Teil der Gemeinden Widerspruch einlegten. Daraufhin wurde 2010 ein Großteil des VVS-Gebietes als Wildnisgebiet ausgewiesen, auch der Staatsforst gab weitere Wildnisgebietsflächen dazu. Die etwa 824 ha Wildnisgebiete sind durch weitere vertragliche Stilllegungen und aktuell neu geplante Wildnisgebiete auf eine Größe von über 1000 ha angewachsen. Diese Größe gilt es anzustreben, damit natürliche Prozesse sich umfassend entwickeln können. Damit wurde die relevante Größe für einen Nationalpark auch ohne förmliche Ausweisung erreicht.

Seltene Libellen

Die Exkursionsgruppe der NI konnte bei vielen Wäldern noch die vormaligen Altersklassenforste erkennen. Neben Buchenwäldern gab es Auwälder und Quellwälder zu sehen. Quellbäche waren Biotop der seltenen Libellenart Gestreifte Quelljungfer. Für die im FFH-Gebiet besonders geschützte Gelbbachunke konnten angelegte Laichgewässer im Logebachtal entdeckt werden.

Anscheinend hatte es allen Teilnehmenden gut gefallen, so dass sie für eine erweiterte Runde durch den Siebengebirgswald optierten. Harry und Gabriele Neumann vom NI-Vorstand bedankten sich bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern für ihr Interesse. Sie stellten noch mal die Kernanliegen unserer Naturschutzarbeit heraus, wozu auch der Schutz möglichst unbeeinflusster Wälder gehört.

Um diese Arbeit fortzusetzen, benötigen wir weitere Spenden und Mitgliedschaften.

 

 

Naturschutz im Siebengebirge
Spenden


Ansprechpartner:

Immo Vollmer Dipl.-Biologe
Referent für Natur- und Artenschutz, Fachplanungen

mehr über Immo Vollmer

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