20.08.2025 - Neuigkeiten

Energiewende: „Vorne Klimaschutz, hinten grüner Kolonialismus“

Lithium Abbau, Salinas Grandes Salt-Wüste im Jujuy, Argentinien – Bild: iStock-480228230_xeni4ka

„Es reicht nicht aus, im Rahmen der Energiewende nur die Energiequellen zu wechseln“

Klimaschutz sei ein Feigenblatt, um wegzuschauen, wenn Gemeinschaften im globalen Süden ausgebeutet werden, um Rohstoffe für die Energiewende des Nordens zu liefern, sagt Soziologin Prof. Dr. Miriam Lang. Christian Rabhansl vom Sender Deutschlandfunk Kultur sprach mit der Professorin an der Universidad Andina Símon Bolívar in Quito/Ecuador über ihr gerade erschienenes Buch, in dem sie einen neuen Kolonialismus im Namen des Klimaschutzes kritisiert.

Neuer Kolonialismus

„Durch die Propaganda, dass das ja alles geschieht, um den Planeten zu retten, und im Rahmen der Klimapolitik wird der Widerstand gegen Projekte wie etwa gegen Kupferabbau in Südamerika erschwert. Für die Menschen dort ist es aber völlig egal, ob Kupfer jetzt für die braune oder die grüne Ökonomie abgebaut wird, denn es entsteht ein riesiges Loch, wo vorher landwirtschaftlich fruchtbare Fläche war,“ sagt Miriam Lang im Deutschland Funk Kultur über einen neuen Kolonialismus im Namen des Klimaschutzes.

„Wir als Herausgeber des Buches sind der Meinung, dass, solange wir nicht verstehen, dass unser Stoffkreislauf mit der Natur global betrachtet reduziert werden muss, und wir nicht so viel überproduzieren und überkonsumieren können, wie es in den westlichen entwickelten Gesellschaften der Fall ist, solange werden wir keine Nachhaltigkeit erreichen. Wir müssen auch verstehen, dass das, was im globalen Norden passiert, immer Auswirkungen auf den Süden hat, aber auch umgekehrt.“

Zu Kompensationsmaßnahmen für CO2-Ausstoß im Norden durch Anpflanzungen im Süden:

„Indigene Gesellschaften in Ländern des Südens wissen viel mehr über Wald und wie man ihn schützt als wir, denn das haben diese schon sehr lange gemacht. 80 Prozent der Biodiversität, die heute noch existiert, befindet sich in indigenen Gebieten. Wir sollten diesen Leuten mit Demut und Respekt entgegentreten und sie fragen, wie sie das denn eigentlich gemacht haben, anstatt ihnen zu sagen, ‚wir geben dir Geld, damit du das machst, so wie ich will.‘“

„Ich glaube, riesige Solarfarmen brauchen wir hier in Deutschland nicht.“

Das DLF-Interview im Wortlaut

Buchtipps:

Miriam Lang (Hrsg.), Mary Ann Manahan (Hrsg.), Breno Bringel (Hrsg.): Grüner Kolonialismus – Zwischen Energiewende und globaler Gerechtigkeit
Oekom Verlag, 336 Seiten, 25 Euro, ISBN 978-3-98726-167-1

Niko Paech (2025): Befreiung vom Überfluss – das Update
Oekom Verlag, 144 Seiten, 18 Euro, ISBN 978-3-98726-139-8

Niko Paech (2020): All you need is less
Oekom Verlag, 256 Seiten, 22 Euro, ISBN 978-3-96238-058-8

 

 



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