Prof. Dr. Werner Nohl, Landschaftsarchitekt

Prof. Dr. Werner Nohl ist Landschaftsarchitekt in Kirchheim bei München und arbeitet derzeit vornehmlich an wissenschaftlichen Grundlagen der Landschaftsästhetik. Er gehört dem Wissenschaftlichen Beirat der NI an.

Er lehrte lange an der TU München und anderen Hochschulen über soziale Implikationen der Landschafts- und Freiraumplanung. Zahlreiche Fachbeiträge dokumentieren seinen beruflichen Weg, darunter das 2015 erschienene Buch „Landschaftsästhetik heute“.

Texte von und mit Werner Nohl

02.09.23 | Zur Ästhetik des Wilden in der Landschaft

Schon seit langem liegt dem ästhetischen Erleben von Landschaft keine einheitliche ästhetische Wunschnatur mehr zugrunde. Solange Natur und Landschaft als Ausdruck des göttlichen Willens aufgefasst wurden, wurden sie ästhetisch fast durchgehend im Erlebensmodus des Schönen betrachtet. „Schönheit ist der Glanz der Wahrheit“, lehrte schon Augustin, und so wie es nur einen Gott gab, gab es auch nur eine ästhetische Wahrheit und damit auch nur ein Schönes. Seit aber mit der Aufklärung und später mit der Industrialisierung die Landschaft immer mehr Gegenstand utilitaristischen Denkens, die Welt – und damit auch die Landschaft – immer mehr „entzaubert“ wurden, seit der Markt an die Stelle des göttlichen Willens getreten ist, hat sich das Schöne als einzige Form landschaftsästhetischen Erlebens und Urteilens nicht halten können.

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