05.10.2021 - Neuigkeiten

Herbszeit ist auch Spinnenzeit

 

Netze von Baldachinspinnen in der morgendlichen Sonne, Foto: Immo VollmerImmo Vollmer Dipl.-Biologe und seit 2018 Naturschutzreferent der NI , Sept.1987

Die nun tieferen Nachttemperaturen lassen im Morgenlicht viele Spinnennetze durch tausende Tautropfen deutlich in Erscheinung treten. Besonders auffällig in der freien Natur sind dann die Netze der Baldachinspinnen (s. Foto, sie haben mehr ein waagerechtes Netz) oder die Radnetzspinnen, wie es auch die bekanntere Kreuzspinne baut.

Spinnennetze sind Meisterwerke der biologischen Baukunst: Vom Durchmesser ist der Spinnfaden geringer als ein menschliches Haar, hat dabei aber eine 2,2 mal höhere Reißfestigkeit als Stahl und ist 4-mal dehnbarer. Eiweiß- und Zuckermoleküle sind hier die Bausteine.

Auch wenn Spinnen für die meisten Menschen nicht die Anmut haben, wie sie z.B. Tagfaltern zukommt, sollten wir sie trotzdem achten, denn sie sind ein wichtiges Element im ökologischen Netz. Sie erleichtern uns (im Haus) das Leben durch das Wegfangen von Insekten und wir können noch viel von ihnen lernen. Auch zeigen Spinnen eine erstaunliche Breite an Verhaltensweisen. Es lohnt sich also genau hinzuschauen, um auch hier eine Faszination zu entdecken.

Spinnen gehören entgegen der allgemeinen Meinung nicht zu den Insekten. So besitzen alle Spinnentiere 8 Beine, während Insekten mit 6 Beinen ausgestattet sind.

Wie Professor Josef Reichholf in unserem aktuellen Naturschutzmagazin 03/2021 ausgeführt hat, sind Spinnen auch vom Insektensterben betroffen. Ihm fällt ein deutlicher Unterschied im Altweibersommer von früher zu heute auf. Eigentlich müsste bei günstiger Witterungslage die Luft voller kleiner Spinnfäden sein, an denen sich eine winzige Jungspinne in ein neues Biotop tragen lässt. Prof. Reichholf geht der Frage nach, warum das so abgenommen hat und kommt zu dem Ergebnis, das besonders den kleinsten Spinnchen die Zahl an passenden (winzigen) Beuteinsekten fehlt, zumindest in der Agrarlandschaft. Auch hier ist dies ein Indiz für den ungebremsten Rückgang der Biodiversität und auch der Biomasse (Zahl an Tieren) der uns erschrecken sollte und zum Handeln auffordert.

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Erschrecken brauchen Sie sich nicht, wenn Ihnen im Haus eine Spinne begegnet. Wenn möglich, dulden Sie eine gewisse Anzahl dieser nützlichen Tiere. Ansonsten fangen Sie diese schonend mit einem Glas und bringen sie nach draußen. Vor einem Spinnenbiss braucht man sich in unserer Gegend auch nicht zu fürchten, denn für den Menschen sind nur einige wenige Arten wirklich giftig, die in südlichen Ländern leben.

Bezüglich des Spinnenrückganges ruft die NI alle interessierten Naturbeobachter auf, den Hinweisen von Prof. Reichholf in ihrer Umgebung mal nachzugehen.

– Haben die feinen Spinnfäden in der Luft des Altweibersommers auch bei Ihnen abgenommen?

– Haben auch die Zahl der Spinnennetze (z.B. auf Wiesen und Brachen) im Vergleich zu früher abgenommen? Hier müsste möglichst auf konkrete Flächen zu gleicher Jahreszeit Bezug genommen werden. Vielleicht zeigen ja Fotos Unterschiede in der Besiedlung.

Rückmeldungen nimmt das NaturschutzreferatNaturschutzreferat der NI gerne entgegen: i.vollmer[at]naturschutz-initiative.de

 

Männliche und weibliche Baldachinspinne. Bei den Baldachinspinnen gibt es die Besonderheit dass das Männchen im Netz des Weibchens um diese wirbt und dabei teils auch ein Brautgeschenk (Beute) mitbringt, um das Weibchen zu besänftigen. Daraufhin leben Männchen und Weibchen noch längere Zeit zusammen im Netz. Bei den meisten Spinnenarten ist es hingegen anders: So das Weibchen nach der Paarung das Männchen nicht auffrisst, muss es sehen dass es schnell wegkommt. Junge Baldachinspinnen hängen oft an den Spinnfäden des Altweibersommers. Foto: Immo Vollmer

 


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