27.06.2025 - Newsletterbeitrag

Steckbrief Wegwarte: Blaues Leuchten am Straßenrand

Die blaue Blüte der Wegwarte leuchtet an vielen Feldrändern. – Bild: Cornelia Kahl

Die Wegwarte, eine wichtige Pflanze für Bestäuber, stellt Cornelia Kahl vor, Sprecherin der Naturschutzinitiative e.V. in Berlin und Umgebung. Sie erklärt auch, wie man aus der Pflanze einen leckeren Zichorienkaffee herstellen kann.

Für mich sind Pflanzen mehr als die Summe ihrer Inhaltsstoffe. Wissenschaftliche Beschreibungen sind wichtig, doch können sie nicht die eigenen Beobachtungen und Erfahrungen ersetzen. Pflanzen sind selbstständige Wesen und jede von ihnen hat eine Geschichte zu erzählen. Ich werde nicht müde, sie zu betrachten. Ihre Formen und Farben, den Boden, in dem sie wachsen, die Nachbarpflanzen und die vielen tierischen Besucher, die Dynamik im Laufe der Jahreszeiten. Heute lausche ich der Wegwarte (Cichorium intybus). Begleitet ihr mich?

Warum heißt die Wegwarte Wegwarte? Richtig! Weil sie am Weg wartet.

Einer alten Legende nach war die Pflanze eine Braut, die nach Beendigung der Kreuzzüge am Straßenrand vergeblich auf die Rückkehr ihres Bräutigams wartete, bis Gott sie in diese wunderschöne Blume verwandelte.

Bereits seit dem Mittelalter ist sie als Heilpflanze bekannt. Die Wurzel ist essbar und kann als Kaffee geröstet werden. Das Rezept für dem Zichorienkaffee soll vor rund 200 Jahren entstanden sein.

Als Zuchtformen sind Chicorèe und Radicchio bekannt (Cichorium intybus var. foliosum). Pflanzt man einen Chicorée in den Garten, soll sich im Laufe der Zeit daraus eine Wegwarte entwickeln. Ob das stimmt? Probiert es doch einfach mal aus!

Die Staude ist mehrjährig und blüht bis in den Oktober hinein. Die Naturstandorte dieser bekannten Pionierpflanze sind Wegränder, Schuttstellen und Brachflächen. Sie mag stickstoffreiche, lehmige Böden. Falls ihr sie bei euch im Garten ansiedeln wollt, verzichtet bitte auf extra Düngergaben – das bekommt Wildpflanzen auf Dauer generell nicht gut.

Natürliche, standortgerechte Pflanzengemeinschaften verhalten sich ungemein solidarisch. Wenn ihr der Wegwarte die Nachbarschaft zu Klee, Lupinen und anderen Schmetterlingsblütlern, die über ihre Wurzelknöllchen Stickstoff im Boden anreichern, gönnt, dann habt Ihr alles richtig gemacht.

Sonnige Standorte sind ideal. Mit langer Trockenheit kommt sie gut zurecht. Bienen und ihre Verwandten sowie Schmetterlinge übernehmen die Bestäubung. Die Samen dieses Korbblütlers werden vom Wind verbreitet oder durch Tiere verschleppt.

Zum Schluss habe ich noch eine Idee für Experimentierfreudige: Zichorienkaffee selbst gemacht! Die Wurzelstücke reinigen, klein schneiden und bei 225 °C etwa 15 Minuten im Backofen rösten. Nachdem die Stücke abgekühlt sind, werden sie in der Kaffeemühle gemahlen oder mit dem Mörser zerkleinert. Das Pulver mit heißem Wasser aufbrühen und je nach Geschmack mit Zucker und Milch verfeinern. Wohl bekomm`s!

 



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