Der Baum mit den geheimnisvollen Gesichtern

Der Blattansatz zeigt ein lächelndes Gesicht. – Bild: Cornelia Kahl

Die Walnuss (Juglans regia

Habt Ihr schon einmal die Zweige dieses Baumes im Winter betrachtet? Er steckt voller Gesichter! Nach dem Laubfall wird eine Zeichnung an den Zweigen direkt an der Verbindungsstelle zum Blattstiel sichtbar: Zwei Augen, ein freundlich lächelnder Mund und eine Nase. Nehmt Kinder (und Erwachsene) auf diese Phantasiereise mit. Sie werden sich beim Verzehr der Früchte stets daran erinnern. Der Walnussbaum ist ein Weltenbummler mit rund 20 Arten. Hier soll von der Echten Walnuss die Rede sein, die sich von Zentralasien über Südosteuropa auf große Gebiete der Nordhalbkugel verbreitet hat. Schon vor der Eiszeit wuchs sie in Deutschland, ist zwischenzeitig in wärmere Gebiete ausgewichen bis sie dann mit steigenden Temperaturen zurückkehrte.

Wo ein Frucht tragender Walnussbaum wächst, sind seine Kinder nicht weit. Dafür sorgen tierische Verbündete wie etwa Mäuse, Siebenschläfer, Rabenvögel und allen voran die Eichhörnchen. Sie lieben die Früchte und legen davon Wintervorräte an. Nicht alle Vorräte werden verspeist, so dass im Frühjahr die Nüsse keimen und eine neue Generation des Baumes heranwächst.

Ich frage mich oft, warum in deutschen Supermärkten Walnüsse aus den USA oder Frankreich feilgeboten werden, wenn dieser Baum in unseren Breiten gute bis sehr gute Erträge bringt. Vermutlich lohnt es sich nicht für den heimischen Erwerbsanbau. Dabei kann ein ausgewachsener Baum Erträge rund 75 Kilo Nüsse oder mehr bringen. Bei einem vitalen Alter von durchschnittlich 150 Jahren ist die Ernte bemerkenswert. In meiner Kindheit hat der Walnussbaum unserer Nachbarn mehrere Familien versorgt.

Habt Ihr einen großen Garten, eine weitsichtige und aufgeschlossene Stadtverwaltung oder einen netten Vermieter? Dann könnt ihr einen Walnussbaum pflanzen. Bedenkt dabei, dass er eine Höhe von Größe von 20 bis 30 Metern erreicht und eine ausladende Krone sowie tiefe Wurzeln entwickelt. Wenn wir heute eine Walnuss vergraben, brauchen unsere Kinder in 15 bis 20 Jahren diese leckeren und nahrhaften Nüsse nicht mehr im Supermarkt zu kaufen.

Die Früchte eines einzigen Baums können mehrere Familien ernähren. – Bild: Cornelia Kahl

In manchen Jahren ist der Ertrag gering, da Spätfröste den Blüten und dem Blattaustrieb arg zusetzen. In vielen Regionen ist zudem die Walnuss-Fruchtfliege verbreitet, die dem Baum zwar nicht schadet, aber die Früchte beeinträchtigen können. Die Larven fressen sich durch das Fruchtfleisch (die grüne Schale), das sich daraufhin schwarz verfärbt und teils klebrig wird. Die Nüsse selbst sind seltener betroffen und können wie gewohnt verzehrt werden.

Auch in der Küche ist die Walnuss gefragt: Was wäre ein Waldorfsalat ohne Walnüsse? Kekse, Kuchen und vieles mehr erhält durch die Walnuss erst das gewisse Etwas. Als Färber- und Heilpflanze hat sie schon unseren Vorfahren gedient und das Holz des Baumes ist im Möbel- und Instrumentenbau begehrt.

Wie reich uns ein einziger Baum beschenken kann! Bringen wir ihm Dankbarkeit und Achtung entgegen.

Text: Cornelia Kahl (Sprecherin der NI in Berlin und Umgebung)


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