19.05.2024 - Klartext

Die Zerstörung von Natur und Landschaft im nördlichen Ringgau

Ein Kommentar von Dr. Jörg BrauneisJörg Brauneis Dr. Jörg Brauneis ist Arzt, Ornithologe und Naturschützer und gehört dem Wissenschaftlichen Beirat der NI an.

Nun ist es also soweit, der Bau sechs weiterer Windkraftanlagen im nördlichen Ringgau ist genehmigt, und die Genehmigungen für die noch ausstehenden vier Anlagen werden folgen so sicher wie das Amen in der Kirche. Möglich ist dies nur deshalb, weil die Bundesregierung große Teile, der zum Schutz von Umwelt, Natur und Landschaft geschaffenen Gesetze für den Bau von Windkraftanlagen de facto außer Kraft gesetzt hat. Der nördliche Ringgau ist ein Zentrum der Artenvielfalt (neudeutsch ein Hotspot der Biodiversität). Dies betrifft sowohl die dort vorkommenden Vogelarten wie RotmilanRotmilan Der Rotmilan ist der heimliche Wappenvogel Deutschlands, da hier mehr als die Hälfte des Gesamtbestandes vorkommen. Er ist nur in Europa zu finden, weshalb wir für den Erhalt dieser Art eine herausragende Verantwortung haben., SchwarzstorchSchwarzstorch Der volkstümliche weiße Klapperstorch, der auch die Menschen über den Kindersegen glücklich macht, hat noch einen wenig bekannten schwarzen Bruder. Dieser Storch ist ein geheimnisvoller und scheuer Waldbewohner. und Wespenbussard, als auch die Wuchsorte bedrohter PflanzenPflanzen Pflanzen sind ein wichtiger Teil der Biodiversität. Sie ist unsere Lebensgrundlage, aber mehr als nur Artenvielfalt. Ohne Pflanzen wäre ein Leben für uns Menschen auf der Erde nicht möglich.arten, die von überregionaler Bedeutung sind und alljährlich von vielen hundert Besuchern aus ganz Deutschland aufgesucht werden.

Schon bald aber werden Bagger anrücken und diese Artenvielfalt unter sich begraben. Breite Betriebsstraßen werden sich durch die Landschaft fressen, und der Wald wird durch Rodungen in einen Flickenteppich verwandelt werden. Der Waldboden wird durch tausende Tonnen von Beton für die Fundamente der Anlagen unwiederbringlich ebenso zerstört, wie das herrliche Landschaftsbild im Ringgau.

Schon bald werden an den Anlagen zahlreiche Vögel, Fledermäuse und Insekten sterben.

Ja, wir haben ja verstanden, dass Wald durch Windkraft zerstört werden muss, um Wald zu retten, dass Vögel sterben müssen, um Vögel zu retten. Und dort, wo es um nichts Geringeres geht, als die Zukunft der Menschheit zu sichern, müssen Umweltschutz,  Naturschutz und Landschaftsschutz eben zurückstehen. Dabei kommt mir diese Art des Denkens genauso vor, wie die das Denken, dass uns die Klimakrise erst eingebrockt hat.

Wer also die Schönheit der Landschaft des Ringgaus noch ein letztes Mal erleben möchte, der mache sich in diesem Sommer auf und durchwandere die WälderWälder Wir schützen Wälder! Wälder sind zumeist die naturnahesten Biotope und wertvolle, nicht ersetzbare Lebensräume für eine Vielzahl von Tieren und Pflanzen. Wald ist mehr als nur Holz. zwischen dem Netratal und Weißenborn, denn im Herbst werden die Baumaschinen kommen und dieser landschaftlichen Schönheit und einem Teil ihrer nichtmenschlichen Bewohner ein Ende bereiten. Um es sarkastisch zu sagen: Wer dann einen Urlaub in einer schönen, deutschen Waldlandschaft verbringen möchte, der kann ja nach Bayern fahren. Und wer die Zugspitze, das Wettersteingebirge und die Berchtesgadener Alpen hat, mal ehrlich, wer braucht denn da noch die von der Windkraftkraftindustrie vernarbten, nordhessischen Waldgebirge, wer braucht denn da noch den Ringgau?

 

Bild: Dr. Jörg Brauneis
Bild: Dr. Jörg Brauneis

Das erste Foto zeigt das Dorf Netra im Ringgau, auf dem Bergrücken über dem Dorf (Graburg) werden sich nun bald die Windkraftanlagen drehen. Das zweite Foto zeigt einen Blick über das Netratal, am Horizont der Bergrücken der Graburg, dort werden die Windkraftanlagen gebaut werden, die Dörfer (Röhrda, Netra und Rittmannshausen) sind auf dem Bild nicht zu sehen, da sie sich ins Tal der Netra „ducken“. Durch das Netratal soll übrigens auch bald der SüdLink führen. Der Ringgau bekommt also das ganz große Paket der „Energiewende“. Aus einer artenreichen Erholungslandschaft wird ein Industriegebiet. Einige der Windkraftanlagen werden unmittelbar an der Grenze von Naturschutzgebieten stehen!



Ansprechpartner:

Dr. Jörg Brauneis
Ornithologe

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