Pressemitteilung zum Tag der Artenvielfalt am 22.05.2022
„Gesellschaft und Politik müssen endlich aufwachen. Umfassender Naturschutz muss wieder oberste Priorität haben, damit die Ökosysteme durch menschliche Eingriffe nicht noch weiter aus dem Gleichgewicht geraten“, erklärte Harry NeumannHarry Neumann Vorsitzender der Naturschutzinitiative e.V. (NI) , Vorsitzender des Umweltverbandes NaturschutzinitiativeÜber die Naturschutzinitiative e.V. (NI) Die Naturschutzinitiative e.V. (NI) ist ein unabhängiger, gemeinnütziger und bundesweit anerkannter Naturschutzverband. e.V. (NI).
„Der Erhalt der Arten und funktionierender Ökosysteme sind die zentralen Zukunftsthemen. Die einseitige Ausrichtung auf den ebenfalls wichtigen Klimaschutz verdeckt jedoch die biologische Realität des Artensterbens wie z.B. das Vordringen des Menschen in vormals unberührte Natur, die intensive Landnutzung, die Zerstörung der WälderWälder Wir schützen Wälder! Wälder sind zumeist die naturnahesten Biotope und wertvolle, nicht ersetzbare Lebensräume für eine Vielzahl von Tieren und Pflanzen. Wald ist mehr als nur Holz., die Ausbreitung von Monokulturen und den fortschreitenden Lebensraumverlust“, erklärte Dr. Andreas H. SegererAndreas H. Segerer Dr. Andreas H. Segerer ist Dipl.-Biologe, Lepidopterologe und Vizedirektor der Zoologischen Staatssammlung München, Präsident der Münchner Entomologischen Gesellschaft e.V., Wissenschaftlicher Beirat und Sprecher der Lepidopterologen der Naturschutzinitiative e.V. (NI). , Wissenschaftlicher BeiratWissenschaftlicher Beirat Dieser Beirat setzt sich zusammen aus renommierten Naturwissenschaftlern und ausgewiesenen Experten auf ihren Fachgebieten. der NI.
Der für Ende August geplante Weltnaturgipfel (CBD COP15) biete die historische Gelegenheit, den dringend notwendigen Schutz der Biodiversität endlich in den Vordergrund zu stellen, so der Umweltverband. Denn 75 Prozent der natürlichen Landökosysteme und ca. 66 Prozent der Meeresökosysteme seien bereits erheblich beeinträchtigt oder gar zerstört worden.
Dramatischer Artenrückgang
Nach dem Bericht des Weltbiodiversitätsrates zum Artensterben befinden sich 60 % der von der EU geschützten Arten in einem schlechten Erhaltungszustand. Die Arten, denen es ohnehin schon schlecht geht, sind weiterhin auf dem Sinkflug. In Deutschland ist jede dritte Tier- und PflanzenPflanzen Pflanzen sind ein wichtiger Teil der Biodiversität. Sie ist unsere Lebensgrundlage, aber mehr als nur Artenvielfalt. Ohne Pflanzen wäre ein Leben für uns Menschen auf der Erde nicht möglich.art in ihrem Bestand bedroht, bei den Wirbeltieren sind es sogar zwei Drittel.
Letztendlich ist der Rückgang der Artenvielfalt auch eine Antwort auf die Masse an Insekten als Nahrungsgrundlage. Wenn derzeit überall die Jungvögel in den Nestern betteln, dann betteln sie in der Regel um proteinreiche Insektennahrung. Und die wird immer knapper. „Mit dem inzwischen bekannten Wort „Insektensterben“ wird auch auf einen Biomasserückgang aufmerksam gemacht, der nach vielen wissenschaftlichen Untersuchungen bereits Werte von über 70% erreicht. Ohne Insekten keine Vögel. Zur Förderung der Insekten kann jeder einzelne Bürger in seinem Garten oder auf seinem Balkon etwas beitragen“, betonte Biologe
Immo VollmerImmo Vollmer Dipl.-Biologe und seit 2018 Naturschutzreferent der NI
, Naturschutzreferent der NI.
Die Naturschutzinitiative (NI) fordert daher:
- Konsequente Umsetzung des europäischen Schutzgebietssystems Natura 2000 und dessen Biotopverbundes für den Schutz der Arten und deren Lebensräumen, Ausweisung aller Natura 2000 Gebiete als Naturschutzgebiete
- Schutz und Entwicklung naturnaher und wilder Wälder, keine Errichtung von Windenergieanlagen im Wald
- Reform der europäischen Agrarpolitik nach dem Prinzip „öffentliches Geld für öffentliche Leistungen“, damit sich der Schutz der biologischen Vielfalt für die Landwirte lohnt
- Drastische Reduzierung des Flächenverbrauchs für Straßen, Bau-, Gewerbe- und Industriegebiete zum Schutz von Lebensräumen und deren Vernetzung
- Konsequentes Umsetzen der nationalen und EU-Biodiversitätsstrategie
- Deutschland muss sich dafür einsetzen, dass weltweit bis 2030 30 Prozent der Land- und Meeresflächen verbindlich geschützt und weitere 20 Prozent renaturiert werden.
„Die Bedeutung der Artenvielfalt und Biodiversität als Grundlage für ein stabiles ökologisches Netz kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Sie ist die Überlebensversicherung der gesamten Menschheit“, betonten Harry Neumann, Immo Vollmer und Dr. Segerer.
Praktische Tipps für einen wirkungsvollen Insektenschutz im eigenen Garten:
- Verzicht auf eine Überpflege des Gartens, Toleranz von blütenreichen Inseln im Rasen oder besser noch die Entwicklung von Wildkräuterecken
- Pflanzung von heimischen Sträuchern und Stauden und Förderung von heimischen Blühpflanzen
- Stehenlassen von verblühten Stauden und Liegenlassen von Laub auch über den Winter hinaus, zumindest an einzelnen Stellen des Gartens
- Offene Bodenstellen in möglichst trockener Lage auf dem Grundstück dulden oder gezielt mit sandigen Böden anlegen. Diese Flächen mindestens über ein Jahr unbearbeitet lassen, damit hier Wildbienen Brutgänge anlegen können
- Wildbienen-Nisthilfen an trockenen, windgeschützten aber lichten Standorten aufhängen (Besser als vorgefertigte „Insektenhotels“ ist das Selbstherstellen eines Wildbienen-Nistblocks. Hierzu nimmt man einen unbehandelten Laubholzblock, möglichst Buche, und bohrt mit dem Sortiment an Holzbohrern zwischen 2 und 10 mm jede Menge Löcher ins Holz. Die Löcher müssen quer zur Maserung liegen und sollten im Eingangsbereich keine scharfen Kanten haben (abschmirgeln), damit Flügelverletzungen der Insekten vermieden werden. Als Schutz gegen Feuchtigkeit kann noch mit Dachpappe ein regendichtes Flachdach angefertigt werden.)