Vogelgrippe – Was tun?
Informationen und Empfehlungen der Naturschutzinitiative e.V. (NI)
Von Dipl.-Biologe Immo Vollmer, Naturschutzreferent der NI
Aktuelles Infektionsgeschehen
Derzeit grassiert wieder die sehr ansteckende Form der Vogelgrippe, auch Geflügelpest genannt. Traurige Bilder besonders von sterbenden Kranichen erreichten in der letzten Zeit über Fernsehen und Zeitungen viele Menschen. Dieses auch in Regionen, wo Kraniche nur in geringerer Zahl zwischenrasten oder völlig unabhängig davon, wo infizierte Vögel nicht mehr weiterfliegen konnten.
In den Berichterstattungen steht oft die Frage im Vordergrund, wie groß die Gefahr besteht, dass die Zugvögel das sogenannte Nutzgeflügel anstecken. Bilder, in denen aus Vorsorge der ganze Bestand von Betrieben getötet wurde, wo Einzeltiere erkrankten, machen besonders betroffen. Die
Naturschutzinitiative
Über die Naturschutzinitiative e.V. (NI) Die Naturschutzinitiative e.V. (NI) ist ein unabhängiger, gemeinnütziger und bundesweit anerkannter Naturschutzverband. (NI) befürchtet, dass diese Berichte bei manchen Menschen ein Misstrauen gegen Zugvögel erzeugen könnten. Gefährdet sind nicht nur die
Kranich
Kranich Der Kranich - korrekt Grauer Kranich genannt - ist eine Vogelart, die uns sowohl auf dem Zug, der Balz und an seinen Rastplätzen eindrucksvolle Naturschauspiele liefert. In Mythen, Märchen, Dichtung und Kunst haben diese Vögel ihren festen Platz.e, sondern auch andere Vögel, die sich ebenfalls an den Rast- und Nahrungsplätzen einstellen. Des Weiteren sind bei der hochansteckenden Form auch Aasfresser gefährdet, die sich von den verendeten Kranichen ernähren.
Warum stecken sich gerade die Zugvögel an?
Wegen der starken Ansammlung und Nähe vieler Tiere birgt die Zugzeit ein sehr hohes Risiko der Ansteckung. Auch fordert der Vogelzug eine enorme Anstrengung. Ein großer Teil der Vögel schafft dabei nicht die Wiederkehr. Dabei stehen Krankheiten oft nicht an erster Stelle. Nahrungsmangel auf dem Zug, besonders bei ausgedehnten Schlechtwetterphasen, wo in Gegenden pausiert werden muss, in dem sich nicht ausreichend Nahrung findet, führt oft auch zu einem Massensterben. Da es über die letzten Jahrzehnte eine Steigerung der allgemeinen Infektionsraten – sowohl bei
Wildtiere
Wildtiere Wir schützen Wildtiere! Unser ganzes Herz schlägt für den daseinsbedingten Schutz von Wildtieren.n als auch beim Menschen zu geben scheint, wird man wohl auch die vielen Facetten der negativen Umweltveränderungen mitverantwortlich machen müssen, die die Schattenseite des menschlichen Wirkens sind.
Und wer steckt hier wen an?
Mit dieser Frage setzt sich unter anderem „Kranichschutz Deutschland“ (*1) auseinander. Dort wird in einer der letzten Verlautbarungen ausgeführt, dass eine wenig krankmachende Form des Virus (LPAI) praktisch immer in Wildvogelpopulationen zirkuliert, aber ohne solche Ausbrüche zu verursachen. Es wurde aber anlässlich des Ausbruchs der hochpathogenen HPAI im Jahr 2005/06 festgestellt, dass die Herkunft des Virus aus der kommerziellen Geflügelhaltung stammen soll. Kranichschutz Deutschland erklärt dazu: „Betrachtet man die Arbeitsweise in der intensiven Geflügelhaltung, ist offensichtlich, dass virushaltige Substrate wie Kot, Gülle, andere Reststoffe in die freie Landschaft ausgebracht werden und dort für Wildvögel zugänglich werden. Federstäube sind virushaltig und luftgängig, sie gelangen mit der Zwangsentlüftung aus den Tierhaltungsanlagen nach außen und verdriften mit dem Wind.“
Dieser Zusammenhang mit der Geflügelhaltung wäre auch bei der ebenfalls große Schlagzeilen machenden Epedemie unter den Kranichen bei Rast/Zwischenrastgebieten in Israel 2021 nachgewiesen worden, bei der über 8000 Kraniche starben.
Bessere Überwachung von Geflügelbetrieben gefordert
Wildvögel wären damit lediglich Leidtragende und Überträger der Krankheit von einem Ausbruchsort im Umfeld von Geflügelhaltungen zu anderen Geflügelhaltungen. Schuldzuweisungen sind hier aber nicht hilfreich und gewollt. Wichtig ist, mehr über die Ansteckungswege herauszubekommen und die Gefahr, die von einer Geflügelhaltung ausgeht, durch ein entsprechendes engmaschiges Monitoring schnell zu erkennen. Natürlich auch zum Schutz der Geflügelzucht. Da hier noch viel Unkenntnis und scheinbar wenig Bereitschaft des Handelns erkennbar ist, hat der NABU Brandenburg eine Petition zur Ursachenforschung der Geflügelpest gestartet, die an die Politik gerichtet ist, das Problem nun bevorzugt auf die Agenda zu setzen (*2).
Was kann jeder einzelne tun?
Um eine weitere Ausbreitung der Vogelgrippe zu vermindern, sind tote oder erkennbar kranke Vögel möglichst aus dem Naturkreislauf herauszuholen.
Dieses geschieht am besten, indem die lokalen Veterinärämter der Kreise benachrichtigt werden, die die Vögel bergen und einer Analyse zuführen. Man soll jedoch nicht selbst tote Vögel einsammeln, warnt die NI. Grundsätzlich besteht auch für den Menschen eine geringe Gefahr der Ansteckung, die sich teils in anderen Formen wie Lungenentzündung zeigen kann. Auch im eigenen Bereich sind – falls erforderlich – Einmalhandschuhe und möglichst Atemschutzmasken beim Beseitigen toter Vögel zu verwenden.
Auch wenn Ansteckungen zwischen ziehenden Vögeln und den hier überwinternden Standvögeln nur in sehr geringem Maße zu befürchten sind, empfiehlt die NI, dass zum Vogelschutz auf strikte Hygienemaßnahmen an Vogelfütterungen und Tränken geachtet wird. Es gibt hier unterschiedliche Krankheiten, die sich dort besonders gut verbreiten können, wo sich Vögel konzentrieren.
Futterhäuschen, wo Kot das Futter verschmutzen kann, sollten nach Auffassung der NI möglichst nicht mehr verwendet werden. Stattdessen empfiehlt die NI die mittlerweile verbreitet und in vielen Formen erhältlichen Futterspender, wo die Vögel nur seitlich auf Stangen sitzen.
Der Bereich der Futterstelle sollte darunter regelmäßig gereinigt werden und der Ort der Vogelfütterung ist möglichst in Intervallen zu ändern.
Tränken sind täglich zu reinigen.
Zitierte Quellen
(*1)
https://www.kraniche.de/de/news-leser/petition-zur-ursachenforschung-der-gefluegelpest.html
(*2)
Ansprechpartner:
Beobachtungstipps zur Winterrast der Vögel in Deutschland
Wenn im Herbst die Kraniche über uns hinweggezogen sind und der Vogelzug so langsam abklingt, ist es dann einsam in unserer Vogelwelt geworden?
Kranich
Der Kranich - korrekt Grauer Kranich genannt - ist eine Vogelart, die uns sowohl auf dem Zug, der Balz und an seinen Rastplätzen eindrucksvolle Naturschauspiele liefert. In Mythen, Märchen, Dichtung und Kunst haben diese Vögel ihren festen Platz.
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