Vogelanprall an Glas – Millionen Vögel finden jährlich den Tod

Die weit verbreitete Architektur von Beton und Glas wird alljährlich zur Falle für Millionen von Vögeln, die Glas nicht sehen können und deshalb dagegen anprallen. Viele kommen dabei zu Tode.
Dagmar HirtDagmar Hirt Dagmar Hirt ist Sprecherin der NI-Regionalgruppe Hegau/Bodensee in Baden-Württemberg und Mitglied des Naturschutzreferates der Naturschutzinitiative. , Sprecherin der NI-Regionalgruppe Hegau-Bodensee, besuchte in ihrem Urlaub im Niedersächsischen Nationalpark Wattenmeer eine Beobachtungshütte mit Glasfenstern. Bei einer näheren Inaugenscheinnahme entdeckte sie an den Scheiben zahlreiche Anprallspuren von Vögeln. Daraufhin setzte sie sich mit der Nationalparkverwaltung in Verbindung und informierte sie über die Anprallspuren. Nach diesem Hinweis ließ die Nationalparkverwaltung die Glasscheiben mit Punktmustern markieren, die von Vögeln gut wahrgenommen werden können, so dass zukünftig das Anprallrisiko deutlich vermindert sein sollte.
Gerade wenn viel Glas in unmittelbarer Nähe zu vogelreicher Natur verbaut wird, ist das Anprallrisiko besonders hoch und es ist sehr zu empfehlen, das Glas für die Vögel besser wahrnehmbar zu machen. Es lassen sich beispielsweise Folien oder Klebestreifen mit farbigen Punktmustern auf dem Glas aufbringen. Die Punktreihen müssen so eng stehen, dass die Vögel nicht verleitet werden, dazwischen durchfliegen zu wollen. Vielfach helfen auch Gardinen oder Jalousien, die vor die Fenster gezogen werden. Hingegen sind aufgeklebte Vogelsilhouetten überhaupt nicht wirksam. Diese sieht man leider noch viel zu oft.
Besonders hohe Anprallrisiken entstehen bei Durchsichtsituationen von hintereinander liegenden Fenstern und Übereckverglasungen, wie auf den Fotos weiter unten zu sehen ist. Manchmal sieht man nach einem Anprall Federchen am Glas haften oder den Abdruck des fetthaltigen Gefieders. Auch Kotspuren am Glas können auf einen Anprall hindeuten. Den Vogel selbst findet man nach dem Anprall häufig gar nicht, weil er beispielsweise von Katze oder Fuchs weggetragen wurde.
Die NaturschutzinitiativeÜber die Naturschutzinitiative e.V. (NI) Die Naturschutzinitiative e.V. (NI) ist ein unabhängiger, gemeinnütziger und bundesweit anerkannter Naturschutzverband. e.V. (NI) bedankt sich bei der Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer für die Nachrüstung der Glasscheiben und die freundliche Überlassung von Fotos.
Mehr Informationen zum Thema findet man auf den Websites der Wiener Umweltanwaltschaft und der Schweizerischen Vogelwarte Sempach.
https://wua-wien.at/naturschutz-und-stadtoekologie/vogelanprall-an-glasflaechen#publikationen
https://vogelglas.vogelwarte.ch/de/infothek/merkblaetter

Mai 2024: Hinter dem rechten Fenster an der Vorderseite der Beobachtungshütte befindet sich ein weiteres Fenster, das Durchflugsmöglichkeit suggeriert; das linke Fenster vorne spiegelt die Umgebung. Beides verleitet zum Anprall.

Mai 2024: Beobachtungshütte mit Übereck-Verglasung rechts und Spiegelung der Landschaft am Fenster links. Beide Situationen verleiten zum Anprall.

Anprallspur eines fetthaltigen Gefieders von Brust und Flügel an der Beobachtungshütte

Anprallspur mit dabei hinterlassenen Federchen an der Beobachtungshütte

Zahlreiche Kotspuren an einer Glasscheibe der Beobachtungshütte. Viele Vögel entleeren spontan ihre Kloake beim Anprall.

Winter 2024/2025: Mitarbeiter der Nationalparkverwaltung beim Anbringen von Markierungsstreifen gegen Vogelanprall
Ansprechpartner:
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