29.07.2024 - Pressemitteilung

Maßlosigkeit der Windindustrie im Naheland stoppen! Keine weiteren Materialschlachten!

Unverdorbenes Naheland (Blick Koppenstein Richtung Bad Sobernheim), hier sind über 100 Großwindräder geplant. – Bild: Dr. Michael Altmoos

Wissenschaftler fordern: Keine Windenergie im Wald und in Schutzgebieten!

Mit größter Sorge sieht die NaturschutzinitiativeÜber die Naturschutzinitiative e.V. (NI) Die Naturschutzinitiative e.V. (NI) ist ein unabhängiger, gemeinnütziger und bundesweit anerkannter Naturschutzverband. e.V. (NI), dass in der Verbandsgemeinde (VG) Nahe-Glan einer der letzten großen, schönsten und ökologisch wertvollsten LandschaftenLandschaften Wir schützen Landschaften! Landschaft ist eine wichtige Grundlage für Biodiversität. des Landes durch Windindustrieanlagen zerstört werde. Und das sogar teils im ausgewiesenen Naturpark Soonwald-Nahe, der dem Landschaftsbild, der Artenvielfalt und dem Tourismus dienen sollte.

Fanatische Maßlosigkeit

Nicht die Energiewende an sich werde kritisiert, aber eine Maßlosigkeit von Energieanlagen an falschen Standorten. „Denn ohne Schonung von Natur und Landschaft ist sie sinnlos. Es greife jetzt offenbar ein regelrechter ‚Fanatismus‘ um sich“, so Harry NeumannHarry Neumann Vorsitzender der Naturschutzinitiative e.V. (NI) , Landesvorsitzender der Naturschutzinitiative (NI). Schon vor längerer Zeit erklärte der Bergsteiger Reinhold Messner hierzu: „Alternative Energiegewinnung ist unsinnig, wenn sie genau das zerstört, was man eigentlich durch sie bewahren will: Die Natur!“

Die Verbandsgemeinde Nahe-Glan hat mit 30 Windrädern auf 3,3 % ihrer Fläche überregionale Ausbauziele (2,2 % der Landesfläche) bereits übererfüllt, so die NI. Dennoch wurde mit weiteren Planflächen auf 5,8 % im neuen Flächennutzungsplan überhöht, das entspricht 70 zusätzlichen Windrädern. Viele davon sollen jetzt in WälderWälder Wir schützen Wälder! Wälder sind zumeist die naturnahesten Biotope und wertvolle, nicht ersetzbare Lebensräume für eine Vielzahl von Tieren und Pflanzen. Wald ist mehr als nur Holz.n im Eilverfahren durchgedrückt werden. „Das ist absurd und schadet auch der Akzeptanz von Energiewende selbst“, so die NI.

Energie mit Vernunft anstatt Energie-Überschüsse

In einem kürzlichen Pressebericht wurde das geplante Ausmaß offengelegt. Zusätzlich zum besagten großen Bestand sollen sage und schreibe bis zu 18 neue Wind“parks“ allein diese Verbandsgemeinde überprägen. Die VG verspreche sich, zum großen Strom-Exporteur für die Metropolen zu werden, wozu ebenso maßlos 14 große Solarindustriegebiete quer durch die Landschaft hinzukommen sollen.

Warum aber diese eher windarme, aber lebensraumreiche, artenreiche und großartige Kultur- und Naturlandschaft mit ihren zahlreichen Schutzflächen zum riesigen Energie-Industrie-Gebiet überprägt werden soll, sei nicht zu erklären. „Das ist absurd“, so die NI.

Schäden in Wäldern sind enorm

Die meisten Windräder sollen in oder nahe den Wäldern errichtet werden. „Von Befürwortern hören wir oft, das schade angeblich kaum“, so Harry Neumann. Doch er verweist auf die aktuelle NI-Publikation, in der 22 renommierte Wissenschaftler fordern: „Keine Windenergie in Wäldern und in Schutzgebieten!“

Auch Dr. Michael AltmoosMichael Altmoos Dr. Michael Altmoos ist Ökologe und Naturschützer und gehört dem Wissenschaftlichen Beirat der NI an. , Wissenschaftler, Ökologe und wissenschaftlicher Beirat der Naturschutzinitiative, der in Staudernheim das ‚Nahe der Natur – Mitmach-Museum für Naturschutz“ als positiven Natur-, Wissens- und Dialogort betreibt, fasst zusammen: „Durch die mächtigen Großfundamente und Zuwegungen werden Wasserhaushalt, Bodenfunktionen, also die für Klima wichtigen Schwammfunktionen, über den Standort hinaus geschädigt. Die Artenvielfalt im Umfeld leidet, auch der größere Raum über das einzelne Windrad hinaus wird beeinträchtigt. Ökologisch bedeutet das viel mehr Verlust als Gewinn, zumal durch Windräder die fossilen Energien gar nicht ersetzt werden, da diese nicht grundlastfähig sind und Speicher fehlen. Klimaschutz, für den Windräder angeblich stehen, wird pervertiert, wenn diese in die fürs Klima so wichtigeren Wälder gestellt werden.“

Moorplacken, Zollstock und Schweinschied hoch sensibel, aber bedroht

Die Planflächen zwischen Abtweiler und Lauschied-Hühnerhof, die Wälder auf dem Moorplacken (Bauwald) bei Odernheim, der Waldhöhenzug „Zollstock“ nördlich Bad Sobernheim sowie der Schweinschieder Wald seien besonders sensibel. „In diese märchenhaften und ökologisch herausragenden Wälder solche Industrieanlagen hineinzusetzen, kann man nur noch als „Kriegserklärung gegen Natur“ bezeichnen“, so Dr. Michael Altmoos und Harry Neumann.

Nach den der NI vorliegenden Informationen sollen Zollstock und Schweinschieder Wald sogar in einer Art vereinfachtem Verfahren ohne tiefere Umweltprüfungen schnell „durchgezogen“ werden. Schweinschied versuche dies in einem „isolierten Positivverfahren“ an ordentlichen Raumplanverfahren, an Fachexpertisen und Anwohnern vorbei, denn diese Fläche sei wegen Naturschutzbedenken nicht im Raumordnungsplan (derzeit noch Offenlage) rechtssicher ausgewiesen.

Roland Zick aus Hundsbach, Naturbeobachter und NI-Mitglied, ist entsetzt: „Ich will nicht wahrhaben, dass dieser so wertvolle Schweinschieder Wald mit seinen vielen Altbaumbeständen und kulturhistorisch bedeutenden Hügelgräbern von Windindustrieanlagen geschädigt wird. Was geschieht da gerade? Hier werden Naturlandschaften zerstört ohne Beweis für eine große Wirksamkeit für Klima und Energie. Immer mehr Gesetze, die mal Naturschutz garantieren sollten, werden ausgehöhlt. Projektierer und Politiker vereinbaren das offensichtlich an den Menschen der Region und der Öffentlichkeit vorbei. Schützenswerte Aspekte werden einfach weggeräumt“, so Roland Zick.

Naturzerstörung durch Mehrheitsentscheidung

Auch wenn die Beschlüsse zum Bau von Windenergieanagen zwar formaldemokratisch mit Mehrheit beschlossen wurden, werde die Natur dennoch per Abstimmung zerstört. „So etwas sollte nie endgültig sein und darf korrigiert werden. Höre man sich um, sind doch viele Leute empört“, so die NI. Eine breite Bevölkerungsmehrheit für die Pläne, wie immer wieder kolportiert werde, gebe es wohl nicht. Auch seien zahlreiche Einsprüche von Bürgern und Fachleuten gegenüber der VG Nahe-Glan, auch die der NI, im Verfahren zum Flächennutzungsplan vom Tisch gewischt worden.

Geldgier gegen Weitsicht

„Uns ist nicht entgangen, dass Kommunen, Planer und auch Landesforsten das vor allem wegen Pacht und entsprechender Geldeinnahmen tun. Hier geht es nicht mehr um Natur- oder Klimaschutz“, so Harry Neumann. Manchmal werde ein notwendiger Kindergartenneubau als Begründung herangezogen. Kindergärten zu bauen und die Daseinsfürsorge für die Bürger sicherzustellen, sei jedoch nicht Aufgabe der Windindustrie, sondern der staatlichen Institutionen. „Auf keinen Fall sind Windräder und große Freiflächen-Solarfelder sinnvoll, die gerade das zerstören, was Menschen und unsere Kinder noch viel mehr brauchen und was so viel mehr Geld wert ist: Intakte Landschaften, Wälder, Biologische VielfaltBiologische Vielfalt Die Biologische Vielfalt ist das kunstvolle Netzwerk aller Pflanzen, Tiere und Lebensräume. Das grundsätzliche Schutzziel muss daher sein, Natur und damit verbunden die Biodiversität zu erhalten., erst damit auch ein gutes Klima,“ so der Naturschutzverband.

Ausverkauf und Energie-Kolonialismus des Nahelandes?

Die Zerstörung der bedeutenden Natur und Kulturlandschaft, in den Wäldern, in denen sich auch zahlreiche Hügelgräber aus der Keltenzeit, Ringwälle und sogar Menhire befinden, die sehr viel länger als 2000 Jahre erhalten geblieben sind, sei bereits in vollem Gange. „Wenn das Potential der ländlichen Regionen als Energielieferanten für Metropolen betont wird, die sich dann mit dem fragwürdigen Label „Öko-Strom“ schmücken, so beschreibt das letztlich ein Phänomen, das in anderen Regionen dieser Welt als ‚Kolonialismus‘ bezeichnet wird: die Ausplünderung und Bemächtigung von Natur, Kultur und Landschaft“, so Dr. Jutta Ströter-Bender, Kunstwissenschaftlerin aus Meisenheim.

Friedliche Lösungen statt „Kriegserklärung gegen die Natur“

„Wir rufen dazu auf, diese Pläne zu stoppen“, so Harry Neumann, Dr. Michael Altmoos, Dr. Jutta Ströter-Bender und Roland Zick.  „Es ist nie zu spät. Wir bitten die Bevölkerung: Informiert Euch, seid Euch der Planungen und Folgen bewusst, redet mit den Räten. Die Fachbehörden bitten wir, sachlich korrekt zu arbeiten, denn das ist ihre eigentliche Aufgabe, nicht, sich dem politischen Druck zu beugen.“

Positive Visionen und bessere Alternativen stünden bereit, so die Naturschutzinitiative (NI): Nur ohne Windräder werden in Wäldern natürliche Klimaschutzfunktionen optimal erfüllt. „Und es gibt ja den bereits hohen Windkraft-Ausbaustand, mehr ist hier daher nicht nötig“, so Harry Neumann.

Auch Fotovoltaikanlagen gehörten nicht in die Landschaft, sondern umweltschonender und durchaus vielfältig ausbaubar an Häuser, Dächer und bestehende Infrastruktur. Aber erst mit Ausbau bisher unzureichender Netze und Speichermöglichkeiten würden Wind- und Großsolaranlagen sinnhaft. Daher gelte: Erst kluge Konzepte unter Naturschonung entwickeln, statt im Eilverfahren die Natur maßlos zuzubauen.

Nicht zuletzt seien energieeffizientere, sparsame und maßvollere Wirtschafts- und Lebensweisen wichtig. Dazu gehöre auch zentral, diese Natur und Landschaft zu achten, mit ihr friedlich, kooperativ und verträglich zu wirtschaften, anstatt mit Übermaß und enormen Materialschlachten unsere Lebensgrundlagen zu zerstören. Information, lebensfreundliche Bildung und eine positivere Beziehung zu Natur und Landschaft seien dafür zu fördern.



Ansprechpartner:

Dr. Michael Altmoos
Dipl.-Biologe

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Harry Neumann
Vorsitzender

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