23.01.2020 - Neuigkeiten

Umweltminister Franz Untersteller weicht den Natur- und Artenschutz…

Baden-Württemberg

 
Rotmilan – Foto: Ingo Kühl, Naturschutzinitiative e.V. (NI)

„Durch die Anhebung des Schwellenwertes bei Dichtezentren von vier auf sieben RotmilanRotmilan Der Rotmilan ist der heimliche Wappenvogel Deutschlands, da hier mehr als die Hälfte des Gesamtbestandes vorkommen. Er ist nur in Europa zu finden, weshalb wir für den Erhalt dieser Art eine herausragende Verantwortung haben.-Revierpaaren schwächt das grüne Umweltministerium den Artenschutz des Rotmilans weiter und versucht, die naturgegebene Realität an die Begehrlichkeiten der Windkraftindustrie anzugleichen“, erklärte Dr. Wolfgang EppleWolfgang Epple Dr. rer. nat. Wolfgang Epple ist Biologe und Autor zahlreicher Bücher, u.a. auch von „Windkraftindustrie und Naturschutz sind nicht vereinbar“ (2021) und gehört dem Wissenschaftlichen Beirat der NI an. , Wissenschaftlicher BeiratWissenschaftlicher Beirat Dieser Beirat setzt sich zusammen aus renommierten Naturwissenschaftlern und ausgewiesenen Experten auf ihren Fachgebieten. des Umweltverbandes NaturschutzinitiativeÜber die Naturschutzinitiative e.V. (NI) Die Naturschutzinitiative e.V. (NI) ist ein unabhängiger, gemeinnütziger und bundesweit anerkannter Naturschutzverband. e.V. (NI).

Das in Baden-Württemberg eingeführte Konstrukt der sogenannten „Dichtezentren“ diente schon bisher der Aushebelung des EU-rechtlich vorgegebenen strengen Schutzes der von der Windkraftindustrie betroffenen Vogelarten. Dieses läuft auch allen Erkenntnissen aus Verhaltensbiologie und Ökologie zuwider.

Naturschutzfachlich sind Individuen außerhalb von dichter besiedelten Arealen gerade die Pioniere für die Anpassung. Sie sind vor dem Hintergrund von durch den Menschen verursachten Änderungen der LebensräumeLebensräume Wir schützen Lebensräume! Bedrohte Vielfalt schützen und erhalten! und des Klimawandels besonders wertvoll.

Das Vorgehen des grünen Umweltministeriums bezeugt eine beispiellose Ignoranz und eine offensichtlich bewusste Fehlinterpretation der vorliegenden wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Bestandsentwicklung und Populationsdynamik des Rotmilans. Die Zunahme des Rotmilan-Bestandes in Baden-Württemberg belegt mitnichten, dass Windkraftausbau und Artenschutz in Einklang zu bringen sind. Vielmehr ist beim Rotmilan eine Bestandsverschiebung innerhalb Deutschlands im Gange, die eher das Gegenteil belegt, weil in Gebieten, in denen die Windkraft bereits stark ausgebaut ist, die Bestände abnehmen.

„Die aktuellen bundesweiten Auswertungen zeigen einen negativen Zusammenhang zwischen der Bestandsentwicklung regionaler Rotmilan-Populationen und der Windkraftanlagendichte“, schreiben die renommierten Ornithologen Jakob Katzenberger und Dr. Christoph Sudtfeld in der Fachzeitschrift Der Falke von November 2019.

Die neuen Regelungen in Baden-Württemberg sind daher weder naturschutzfachlich haltbar noch entsprechen sie dem Vorsorgeprinzip der europäischen Naturschutzrichtlinien. Dem Umweltministerium geht es offensichtlich nur noch darum, die rechtlich hohen Hürden, die der fachlich fundierte Artenschutz für das Eindringen der Windkraft in wertvolle LandschaftenLandschaften Wir schützen Landschaften! Landschaft ist eine wichtige Grundlage für Biodiversität. bedeutet, endgültig einzureißen.

„Aus den jüngsten empfindlichen Niederlagen vor dem Verwaltungsgericht Freiburg und dem Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg hat Minister Untersteller offensichtlich nichts gelernt. Er geht lieber ein hohes Risiko zu Lasten aller Beteiligten ein. Wir werden rechtlich prüfen lassen, wie wir gegen die neue Regelung vorgehen können, da diese mit dem europäischen Naturschutzrecht nicht zu vereinbaren ist“, betonten Harry NeumannHarry Neumann Vorsitzender der Naturschutzinitiative e.V. (NI) , Landesvorsitzender des Umweltverbandes Naturschutzinitiative e.V. (NI) und Dr. Wolfgang Epple.

 

Hintergrundinformationen, Literatur:

ROTMILAN UND WINDKRAFT: Negativer Zusammenhang zwischen WKA-Dichte und Bestandstrends (Katzenberger, J. & C. Sudtfeld 2019 Der Falke 11/2019: 12-15).

Epple, W. (2017): Windkraftindustrie und Naturschutz sind nicht vereinbar. Windkraft-Naturschutz-Ethik. Herausgeber. Naturschutzinitiative e.V., 140 Seiten. Zu Kritik an „Dichtezentren speziell S. 69 ff., 77 ff..

Hahl, M. (2014): Problematik einer schematisierenden Rotmilan-Kartierung ohne Berücksichtigung dynamischer und ethoökologischer Raummuster. Proreg 2014.

 

Weitere Informationen zum Konflikt auf der Homepage von Dr. W. Epple:

http://wolfgangepplenaturschutzundethik.de/?page_id=1048
http://wolfgangepplenaturschutzundethik.de/?page_id=518

 

 

 


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