Herleshausen plant Mega-Solarpark am Grünen Band

Hessen / Die Gemeinde Herleshausen im Werra-Meißner-Kreis plant unbeeindruckt weiter einen Mega-Solarpark direkt am Nationalen Naturmonument „Grünes Band Hessen“.
Wie die Werra-Rundschau berichtete, hat die Gemeindevertretung von Herleshausen beschlossen, an den umstrittenen Planungen für einen 117 Hektar großen Megasolarpark inmitten einer artenreichen Kulturlandschaft im Ortsteil Archfeld festzuhalten. Die Firma BLG Solar Project hatte ursprünglich eine Fläche von rund 160 Hektar und damit mehr als ein Drittel der gesamten Gemarkungsfläche von Archfeld für Flächenphotovoltaik direkt am Grünen Band überplant.
Dieses Vorhaben stieß sowohl beim Gebietsagrarausschuss des Werra-Meißner-Kreises als auch beim Regierungspräsidium (RP) Kassel auf Ablehnung. Während das RP eine Verkleinerung der Fläche auf 50 bis 60 Hektar forderte, hat der Gebietsagrarausschuss die Planung „mit Nachdruck“ wegen des gigantischen Verlusts an landwirtschaftlicher Nutzfläche abgelehnt. Auch die Naturschutzinitiative e.V. (NI) hat sich, seit 2023 die ersten Planungen bekannt wurden, mehrfach und vehement gegen diesen lebensraum- und landschaftszerstörenden Solarpark ausgesprochen.
Hotspot der Artenvielfalt
Untersuchungen von Mitarbeitern der Fachbehörden und von ehrenamtlichen Vogelbeobachtern konnten darüber hinaus nachweisen, dass die überplante Feldlandschaft ein Hotspot der Artenvielfalt von Vogelarten des Offenlandes ist. Neben
GoldammerGoldammer Der Gesang der gelblich schimmernden Goldammer ist in Heckenlandschaften zu hören. Bis in den Spätsommer lässt die Goldammer immer noch ihre Stimme erklingen.n,
Neuntöter
Neuntöter Neuntöter, auch Rotrückenwürger genannt, hört sich eher nach einem Bösewicht als nach einem schutzbedürftigen kleinen Vogel an.n und
Feldlerche
Feldlerche Vielen Menschen sind schon Feldlandschaften unbekannt, über denen das „Tirillieren“ vieler Feldlerchen eine besondere Stimmung erzeugt, die schon Komponisten und Literaten beeinflusste. n, in einer sonst in der Region nicht gekannten Siedlungsdichte, konnten bei Archfeld erstmals seit Jahrzehnten wieder die in der Region als ausgestorben geltenden Grauammern als Brutvögel nachgewiesen werden. Mindestens zwei Paare Schwarzkehlchen brüteten, und Wachteln (auch Jungvögel) wurden in einer bisher aus keiner nordhessischen Region bekannten Zahl beobachtet.
Ein besonders „Geschmäckle“ erhält die Planung dadurch, dass – wie die Werra-Rundschau ausführte – ein Landwirt und Flächenbesitzer in Archfeld auch Vorsitzender des Kreisbauernverbands und Mitglied im Gebietsagrarausschuss sei. Er soll in der Versammlung der Gemeindevertretung von Herleshausen den Gebietsagrarausschuss wörtlich als „zahnlosen Tiger“ bezeichnet und so dessen Ablehnung relativiert haben.
Idee des Grünen Bands konterkariert
Besonders nachdenklich macht, dass der Zaun des geplanten Solarparks auf großer Strecke nahezu genau dem Verlauf der ehemaligen innerdeutschen Grenze (heute Landesgrenze Hessen – Thüringen) folgt. Diese Planung konterkariert und demaskiert damit die in Sonntagsreden immer wieder betonte Erinnerungskultur am Grünen Band und entwertet nachdrücklich das Nationale Naturmonument als Schutzkategorie des Bundesnaturschutzgesetzes.
Dr.
Jörg BrauneisJörg Brauneis Dr. Jörg Brauneis ist Arzt, Ornithologe und Naturschützer und gehört dem Wissenschaftlichen Beirat der NI an.
, Länder- und Fachbeirat der NI, zeigte sich enttäuscht über den Beschluss der Gemeinde Herleshausen: „Die regelmäßigen Vogelzählungen der NI an einem anderen Solarpark bei Niederhone im Werra-Meißner-Kreis haben gezeigt, dass diese Gebiete für die Vogelwelt vollständig als Lebensraum verloren sind. Kein Vogel lebt dauerhaft oder brütet gar innerhalb des Zauns des Solarparks! Es ist für mich bedrückend zu erleben, wie sich die brutale Landnahme für Bauwerke der Energiewendeindustrie über alle Einwände bezüglich Tierschutz, Vogelschutz, Landschaftsschutz, Denkmalschutz und Daseinsvorsorge hinwegsetzt. Es ist unglaublich, wie sich die Gemeinden in Erwartung ihres Anteils an den hochsubventionierten Gewinnen der Flächenphotovoltaik an der Zerstörung ihrer Heimatnatur gerade freudig zu beteiligen scheinen.“
Ansprechpartner:
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