24.05.2016 - Pressemitteilung

Pressemitteilung

 

„Wir lehnen es entschieden ab, dass die intakte und schützenswerte Natur des Fröhner Waldes in ein Windindustriegebiet verwandelt werden soll. Landschaftsschutzgebiete dienen dem Schutz von LandschaftenLandschaften Wir schützen Landschaften! Landschaft ist eine wichtige Grundlage für Biodiversität. und nicht ihrer Industrialisierung. Hier geht es wohl eher um die Durchsetzung fragwürdiger politischer Ziele als um den Natur- und Klimaschutz“, erklärte Harry NeumannHarry Neumann Vorsitzender der Naturschutzinitiative e.V. (NI) , Bundesvorsitzender und saarländischer Landesvorsitzender der NaturschutzinitiativeÜber die Naturschutzinitiative e.V. (NI) Die Naturschutzinitiative e.V. (NI) ist ein unabhängiger, gemeinnütziger und bundesweit anerkannter Naturschutzverband. e.V.

Der Fröhner Wald mit seinen fast 45 ha besteht vorwiegend aus ökologisch wertvollem Buchen-Eichen-Laubmischwald. Er ist durchzogen von vielen Rinnsalen, kleinen Bächen, stehenden Gewässern und bildet unzählige Natur- und Feuchtbiotope. Er grenzt mit einem völlig unzureichenden „Schutzpuffer“ von nur 200 Metern unmittelbar an das zweitgrößte saarländische FFH- und Vogelschutzgebiet „Saar-Kohlenwald“. Mit dem benachbarten Schutzgebiet bildet er eine zusammenhängende ökologische Einheit, in der die gleichen PflanzenPflanzen Pflanzen sind ein wichtiger Teil der Biodiversität. Sie ist unsere Lebensgrundlage, aber mehr als nur Artenvielfalt. Ohne Pflanzen wäre ein Leben für uns Menschen auf der Erde nicht möglich. und Tiere leben: der Fröhner Wald ist somit faktisches FFH- und Vogelschutzgebiet.

„Vögel halten sich nicht an die Grenzen von Schutzgebieten. Insbesondere der im Umfeld des Fröhner Waldes brütende RotmilanRotmilan Der Rotmilan ist der heimliche Wappenvogel Deutschlands, da hier mehr als die Hälfte des Gesamtbestandes vorkommen. Er ist nur in Europa zu finden, weshalb wir für den Erhalt dieser Art eine herausragende Verantwortung haben. würde durch die geplanten Anlagen gefährdet. Außerdem ist selbst der Mäusebussard nach der neuen „Progress Studie“ in seinem Bestand gefährdet“, betonte die stv. Vorsitzende Sylke-Müller-Althauser

Der Fröhner Wald ist ein durch die anrainende Bevölkerung hoch frequentiertes Naherholungsgebiet und hat überregionale Bedeutung durch ausgewiesene Premium- und Themenwanderwege.

In dem der Planung zu Grunde legenden Abschlussbericht der TU Dortmund wird dem Fröhner Wald eine „hohe Eigenart“ und eine „hohe Schönheit“ mit „mittlerer bis hoher visueller Naturnähe“ bescheinigt. Ebenso läge eine „sehr starke Betroffenheit“ des Frohn-Wald-Weges vor.

Das Konfliktpotential wird insgesamt als „hoch“ eingestuft. Die zusammenfassende Bewertung des Regionalverbandes bescheinigt der Zone eine nur geringe bis mittlere Eignung für Windkraft, in Teilbereichen artenschutzrechtliches Konfliktpotential, ein hohes Konfliktpotential in Bezug auf das Schutzgut Landschaftsbild und eine besondere Bedeutung für die Naherholung.

Auch das Landesdenkmalamt hat sich vehement und mit Nachdruck gegen die Ausweisung des Fröhner Waldes als Vorrangzone für Windkraft ausgesprochen. Dort heißt es: „Aus hiesiger Sicht sind aus kulturlandschaftlichen Erwägungen insbesondere die Flächen in (…) und im Fröhner Wald/Kasberg (RbHw1) aufgrund ihrer in wesentlichen Grundzügen gut nachvollziehbaren, historisch überlieferten Kulturlandschaft für die Ausweisung als Konzentrationszonen für Windkraftanlagen ungeeignet …“

Der Fröhner Wald beheimatet weiterhin die rechtskräftig ausgewiesenen und vom LUA bestätigten Naturdenkmäler des Holzer Konglomerates, einer etwa 4-50 m starken Gesteinsformation des saarländisch-lothringischen Karbons. Mit dem Bau der WEA würden Teile dieser weltweit einzigartigen Gesteinsformation unwiderruflich zerstört.

„Aufgrund der exponierten Höhenlage des Fröhner Waldes würden die geplanten Windindustrieanlagen mit einer Höhe von ca. 230 Metern das gesamte Landschaftsbild und das Ortsbild der Orte Holz und Riegelsberg auf völlig unakzeptable Weise verändern und zerstören.

„Aus Gründen des Natur,- Denkmal- und des Landschaftsschutzes halten wir die geplanten Anlagen für nicht genehmigungsfähig. Sollte es trotz dieser eindeutigen Sachlage zu einer Genehmigung der Anlagen kommen, werden wir alle uns zur Verfügung stehenden rechtlichen Mittel einsetzen, um den Bau zu verhindern“, betonte Harry Neumann.

 

Weitere Hintergrundinformationen zur Schutzwürdigkeit des Fröhner Waldes

In einem vom Investor finanzierten avifaunistischen Gutachten aus 2013 wurden 46 Vogelarten nachgewiesen, davon 27 mit Brutrevieren sowie 6 Arten, die auf der roten Liste des Saarlandes stehen; ebenso 52 Gast-, Rast- und Zugvogelarten sowie 7 Fledermausarten. Vorkommende Vogelarten sind u.a. Schleiereule, WaldkauzWaldkauz Ein lauter Heulruf des Männchens in dunkler Nacht und eine Antwort des Weibchens, die sich wie „kuwitt“ anhört, macht diese Eule für viele Menschen unheimlich., Rotmilan, Mäusebussard, Turmfalke, GraureiherGraureiher Packend anzusehen ist der lange bewegungslose Ansitz mit konzentriertem Blick und S-förmig gekrümmten Hals an einem Flachwasserbereich oder vor einem Mauseloch, wo dann irgendwann der Schnabel wie vom Bogen geschossen auf die Beute niedersaust., Zwergfledermaus, Schwarz-, Grün-, Bunt- und Mittelspecht – einige dieser Arten sind im benachbarten Vogelschutzgebiet explizit als Schutzzweck angegeben. Zugvögel wie z.B. KranichKranich Der Kranich - korrekt Grauer Kranich genannt - ist eine Vogelart, die uns sowohl auf dem Zug, der Balz und an seinen Rastplätzen eindrucksvolle Naturschauspiele liefert. In Mythen, Märchen, Dichtung und Kunst haben diese Vögel ihren festen Platz.e ziehen zweimal jährlich über den Fröhner Wald – auf Kollisionskurs mit den geplanten Windrädern! Weitere beobachtete Tierarten: zahlreiche Amphibienarten, darunter der streng geschützte Feuersalamander sowie der ebenfalls als Schutzzweck im benachbarten FFH-Gebiet angegebene Hirschkäfer.

Der Fröhner Wald beheimatet die rechtskräftig ausgewiesenen und vom LUA bestätigten Naturdenkmäler des Holzer Konglomerates, einer etwa 4-50 m starken Gesteinsformation des saarländisch-lothringischen Karbons, dessen Entstehung auf etwa 250 -310 Millionen Jahre datiert wird. Das Holzer Konglomerat hat für Geologen eine hohe Bedeutung als wichtige Trenn- und Leitschicht. Im Fröhner Wald tritt das ansonsten in der Tiefe verborgene Konglomerat in mächtigen Blöcken sichtbar an die Oberfläche und bildet als außerordentliches Naturensemble gleichsam Lebensraum für seltene Flechtenarten.

Auch das Landesdenkmalamt hat sich vehement und mit Nachdruck gegen die Ausweisung des Fröhner Waldes als Vorrangzone für Windkraft ausgesprochen. Dort heißt es: „Aus hiesiger Sicht sind aus kulturlandschaftlichen Erwägungen insbesondere die Flächen in (…) und im Fröhner Wald/Kasberg (RbHw1) aufgrund ihrer in wesentlichen Grundzügen gut nachvollziehbaren, historisch überlieferten Kulturlandschaft für die Ausweisung als Konzentrationszonen für Windkraftanlagen ungeeignet (…) da sich aus hiesiger Sicht im Nachgang zur geplanten Ausweisung im Flächennutzungsplan, sowohl im Bereich der Flächen mit hoher archäologischer Funddichte als auch bei den Flächen mit hoher kulturlandschaftlicher Bedeutung, Probleme bei der Genehmigung, spätestens jedoch bei der Errichtung von Windrädern ergeben werden“.

Der Fröhner Wald weist zahlreiche Spuren des 2. Weltkrieges (Westwall-Bunker, Stellungen, Trichter, Laufgräben) aus, die nach Aussage des Landesdenkmalamtes als Bodendenkmäler zu behandeln sind. Das zuständige Kultusministerium plant die Ausweisung der saarländischen Westwall-Relikte als Flächendenkmal – hierzu soll im Rahmen der Novellierung des saarländischen Denkmalschutzgesetzes eigens die Schaffung einer neuen Denkmalkategorie erfolgen. Insbesondere die Bunker (Projekt „Grüner Wall im Westen“) sind ein Biotopverbund von internationaler Bedeutung. Sie bieten Heimat für die streng geschützten Arten wie WildkatzeEuropäische Wildkatze (Felis silvestris silvestris) Die Europäische Wildkatze ist eine der seltensten einheimischen Säugetierarten und durch internationale Abkommen streng geschützt. und Fledermäuse. Die Biodiversität ist dabei deutlich größer als im Wald, in dem es störende Forsteingriffe gibt.

Sinnvolle „Ausgleichsmaßnahmen“ sind zudem vor Ort ohnehin nicht möglich – der Fröhner Wald ist umgeben von ökologisch wertvollem Offenland, welches ebenfalls viele Arten beheimatet und als Jagdhabitat für die im Fröhner Wald lebenden Greifvögel dient.

 


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