01.10.2025 - Pressemitteilung

Rudersdorfer Tunnel: Naturschutzinitiative sieht Verschlechterung in überarbeiteten Plänen

Die vom Eisenbahn-Bundesamt geplante Baustraße für einen Tunnel-Neubau zwischen Rudersdorf und Haiger zerschneidet wertvolle Habitate. – Bild: Immo Vollmer

Das Eisenbahn-Bundesamt führt derzeit eine erneute Offenlage zu Änderungen beim geplanten Bahntunnel-Neubau zwischen Rudersdorf (NRW) und Haiger (Hessen) durch.  Die NaturschutzinitiativeÜber die Naturschutzinitiative e.V. (NI) Die Naturschutzinitiative e.V. (NI) ist ein unabhängiger, gemeinnütziger und bundesweit anerkannter Naturschutzverband. e.V. (NI), die sich schon bei der ersten Planoffenlage im Jahr 2023 beteiligte, ist mit den Neuerungen unzufrieden.

Nach Bewertung der NI wurde bei der überarbeiteten Planung eine Trasse gewählt, die erheblich mehr in den Naturhaushalt eingreift, als die zuletzt vorgestellte Variante. Dieses würde sich auch summarisch aus der Bilanzierung im Erläuterungsbericht des Landespflegerischen Begleitplans zeigen, nach dem eine Steigerung der beeinträchtigten Flächen von 21 % berechnet wurde. Dabei sind besonders wertvolle Biotope und Tierhabitate stärker betroffen.

Die NI setzt sich nach Worten ihres Bundesvorsitzenden, Harry NeumannHarry Neumann Vorsitzender der Naturschutzinitiative e.V. (NI) , besonders dafür ein, dass der Höhenzug zwischen der Kalteiche und dem Jagdberg als europaweit bedeutsamer Wildtierkorridor besser beachtet wird. So wird derzeit in Anerkennung dieser Bedeutung eine Wildtierbrücke über die A45 an der Kalteiche geplant. Die Lage der Baustraße, die aufgrund der langen Bauzeit auch noch nach Realisierung der Wildtierbrücke besteht, nutze auch diesen Wildtierkorridor und konterkariere damit die Bemühungen zur Verbesserung der Leistungsfähigkeit des verkehrsbedingt eingeschränkten Wildtierkorridors.

Eine besonders hohe Bedeutung bestehe für die WildkatzeEuropäische Wildkatze (Felis silvestris silvestris) Die Europäische Wildkatze ist eine der seltensten einheimischen Säugetierarten und durch internationale Abkommen streng geschützt., von der auch Nachwuchs im Bereich der Trasse nachgewiesen wurde sowie für das HaselhuhnHaselhuhn Das äußerst scheue und im Unterwuchs des Waldes lebende Haselhuhn ist für fast alle Menschen ein völlig unbekannter Vogel., so Dipl.-Biologe Immo VollmerImmo Vollmer Dipl.-Biologe und seit 2018 Naturschutzreferent der NI , Naturschutzreferent der NI. Besonders wegen dieser scheuen Waldvogelart wurde in Hessen das Vogelschutzgebiet „Hauberge bei Haiger“ eingerichtet. Nun ist man sich in Hessen unsicher, ob die Art überhaupt noch dort und damit in Hessen vorkäme. Die einzige Verbindung zu in den letzten 5-10 Jahren nachgewiesenen Vorkommen in NRW und Rheinland-Pfalz laufe aber nach Recherchen des Haselhuhnkenners und Fachbeirats der NI, Gerhard BottenbergGerhard Bottenberg Fachbeirat Natur- und Artenschutz, Biotopvernetzung aus Siegen, über diesen Höhenzug, zu dem ihm auch mehrere Haselhuhnnachweise aus den Jahren nach 2000 bekannt sind.

Weiterhin sieht die Naturschutzinitiative die Mehrbelastung des für den Höhenzug besonders bedeutsamen, buchendominierten Altwaldbestandes auf dem hessischen Teil der Kalteiche als nicht vertretbar an. Diesem komme laut dem Naturschutzreferent Vollmer eine besondere Bedeutung zu, da die sonstigen Waldgebiete auf dem Höhenzug entweder jünger oder Nadelwälder bzw. Schlagfluren und Sukzessionsbestände ehemaliger Nadelforste sind.

Die NI ersucht deshalb das Eisenbahnbundesamt um eine nochmalige Prüfung von Baustraßenvarianten auf eine verträglichere Trasse.

Dabei sollte nach Vorstellung der NI nochmals die Einbindung der Schiene geprüft werden, die das Eisenbahnbundesamt verworfen hatte. Es wäre dabei nach Neumann und Vollmer auch zu überlegen, ob die Schiene nicht zumindest einen Teil der Transportlast übernehmen kann. Denn die Einbindung der Schiene zum An- und Abtransport von Material würde nach Überzeugung der NI auch eine deutlich bessere Umweltbilanz bedeuten, da ansonsten über viele Jahre hinweg pro Tag gut 100 LKW das Aushubmaterial über den Berg zu teils weit entfernten Deponien fahren müssten.

 

Zur Stellungnahme der NI


Ansprechpartner:

Immo Vollmer Dipl.-Biologe
Referent für Natur- und Artenschutz, Fachplanungen

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