11.03.2020 - Pressemitteilung

PM – NABU und NI lehnen die Genehmigungen der 3 Windparks…

 
Rotmilan im Suchflug – Foto: Ingo Kühl/NI

Im Kreis Euskirchen sind drei weitere Windparks, Blankenheim Rohr-Reetz, Blankenheimerdorf und Dahlem IV (erneuter Genehmigungsantrag) genehmigt worden.

Der bundesweit anerkannte Umweltverband NaturschutzinitiativeÜber die Naturschutzinitiative e.V. (NI) Die Naturschutzinitiative e.V. (NI) ist ein unabhängiger, gemeinnütziger und bundesweit anerkannter Naturschutzverband. e.V. (NI) und der NABU Euskirchen sind bestürzt über die Genehmigungen dieser weiteren Windindustrieanlagen. Erneut fanden arten- und naturschutzfachliche Belange innerhalb des Genehmigungsverfahrens keine ausreichende Berücksichtigung. Beide Naturschutzverbände hatten zu allen drei Verfahren umfangreiche Einwendungen abgegeben. In diesen wurde auf die erheblichen Mängel der artenschutzfachlichen Stellungnahmen der Investoren hingewiesen.

Blankenheimerdorf

Der Standort der Windanlage bei Blankenheimerdorf liegt innerhalb des Schwerpunktvorkommens der RotmilanRotmilan Der Rotmilan ist der heimliche Wappenvogel Deutschlands, da hier mehr als die Hälfte des Gesamtbestandes vorkommen. Er ist nur in Europa zu finden, weshalb wir für den Erhalt dieser Art eine herausragende Verantwortung haben.e und der Schwarzstörche. Die Rotmilane brüten seit Jahrzehnten in mehreren Horsten in unmittelbarer Umgebung (800 m Entfernung) des geplanten Standortes. Die herbstlichen Zuggesellschaften der Rotmilane sind ebenfalls zahlreich auf den dortigen Wiesen und Weiden anzutreffen. Auch KiebitzKiebitz Der Artname Kiebitz beschreibt auch gleich seinen Gesang. Seine Balzflüge (...) waren früher vielen Menschen bekannt, weshalb ihm eine gewisse Volkstümlichkeit zugeschrieben wurde.e und KranichKranich Der Kranich - korrekt Grauer Kranich genannt - ist eine Vogelart, die uns sowohl auf dem Zug, der Balz und an seinen Rastplätzen eindrucksvolle Naturschauspiele liefert. In Mythen, Märchen, Dichtung und Kunst haben diese Vögel ihren festen Platz.e fliegen den engen Offenlandkanal zwischen dem bewaldeten Höhenrücken des Dahlemer Waldes und den Waldgebieten des Nonnenbaches und des Archetsbaches an, um dort auf ihren Frühjahrs- und Herbstzügen zu rasten. Der Uhu ist dort ebenfalls beheimatet.

Auch die Schwarzstörche sind seit Jahrzehnten im dortigen Waldgebiet beheimatet. Die Windanlagen zerschneiden die Flugroute vom Brutwald zu den essentiellen Nahrungshabitaten an der Urft. Der Brutwald der Schwarzstörche wurde bereits im Vorfeld der Genehmigung der Windanlage sukzessive durch forstwirtschaftliche Maßnahmen entwertet, so dass der scheue und störungsempfindliche Vogel nun seine Brutplätze häufig wechseln muss. Eine erfolgreiche Jungvogelaufzucht wird so erheblich beeinträchtigt. Vielfach kehren die Altvögel nach erfolgloser Brut nicht mehr an den angestammten Brutplatz zurück. Nicht zuletzt sind nachweislich die Niststätten der Störche im Waldgebiet am Archetsbach und am Nonnenbach auch durch direkte Baumfällung zerstört worden. Hierzu gehörte auch ein seit 30 Jahren nachweislich dokumentierter erfolgreich bebrüteter Horst der Schwarzstörche.

Er wurde zerstört, um den Weg für die Baugenehmigung frei zu machen. In Anbetracht der zu erwartenden Pachteinnahme in Höhe von 70.000,00 Euro je Windindustrieanlage scheint der SchwarzstorchSchwarzstorch Der volkstümliche weiße Klapperstorch, der auch die Menschen über den Kindersegen glücklich macht, hat noch einen wenig bekannten schwarzen Bruder. Dieser Storch ist ein geheimnisvoller und scheuer Waldbewohner. in der Eifel keinen Wert zu haben.

Blankenheim Rohr-Reetz

In Blankenheim Rohr-Reetz im Bereich der Rohrer Kalkmulde sind es ebenfalls die Rotmilane, die durch die Windräder besonders gefährdet sind. Die sehr hohe biologische Vielfalt der Rohrer Kalkmulde weist nach den bisherigen Kartierungen 41 planungsrelevante Arten auf, die durch den Bau der Windräder in ihren Habitaten beeinträchtigt werden. Hervor zu heben ist hier ausdrücklich die FeldlercheFeldlerche Vielen Menschen sind schon Feldlandschaften unbekannt, über denen das „Tirillieren“ vieler Feldlerchen eine besondere Stimmung erzeugt, die schon Komponisten und Literaten beeinflusste. , die in der Rohrer Kalkmulde ein Dichtevorkommen hat, welches als das höchste im Kreis Euskirchen angesehen werden muss. Aber auch die Vorkommen des Wespenbussards, des Schwarzmilanes, des Uhu und der Schwarzstörche werden durch den Bau der Windräder wertvolle Nahrungshabitate verlieren.

Die Naturschutzinitiative e.V. (NI) wird aufgrund der erheblichen natur- und artenschutzrechtlichen Konflikte, die in der Rohrer Kalkmulde bestehen, gegen die Genehmigung des Windparks Rohr-Reetz Klage einreichen.

Dahlem IV

Bei Dahlem IV sieht die artenschutzfachliche Situation ebenso kritisch aus. Streng geschützte Arten, wie z.B. die europäische WildkatzeEuropäische Wildkatze (Felis silvestris silvestris) Die Europäische Wildkatze ist eine der seltensten einheimischen Säugetierarten und durch internationale Abkommen streng geschützt., über 14 Fledermausarten, die Waldschnepfe, der Bussard, der WaldkauzWaldkauz Ein lauter Heulruf des Männchens in dunkler Nacht und eine Antwort des Weibchens, die sich wie „kuwitt“ anhört, macht diese Eule für viele Menschen unheimlich. und der Schwarzspecht leben in dem Waldgürtel. Die Rotmilane und die Schwarzstörche sind jedoch auch bei Dahlem IV besonders betroffen. Ein erfolgreich bebrüteter Horst des Rotmilans wurde im Jahr 2018 im Rahmen forstwirtschaftlicher Maßnahmen des Graf Beissel gefällt und vollständig zerstört. Ein Schwarzstorchhorst wurde durch forstwirtschaftliche Maßnahmen der Gemeinde Dahlem freigestellt. Die erfolgreiche Brut der Rotmilane im Rotbachtal im Jahr 2019 liegt in einer Entfernung von nur 625 m zur nächsten Windindustrieanlage. Jetzt im zeitigen Frühjahr ist der Rotmilanhorst bereits wieder besetzt.

Es ist sogar gerichtlich bestätigt, dass das Tötungsrisiko für die Rotmilane bei einem Brutplatz innerhalb von 1.000 signifikant erhöht ist. Dies trifft gleichermaßen auch für die Rotmilane bei Dahlem IV als auch Blankenheimerdorf und Rohr-Reetz zu. Windindustrieanlagen sind mittlerweile Todesursache Nr. 1 für die streng geschützten Rotmilane. Das Überleben wird für diese Wappentiere Deutschlands in der Eifel zum Spießrutenlaufen durch die Windradrotoren. Das Risiko in die Rotoren zu geraten, steigt mit jeder neuen Windindustrieanlage. Neue Forschungsergebnisse belegen eindeutig, dass es einen negativen Zusammenhang zwischen der Windenergieanlagendichte und der Populationen der Rotmilane gibt.

Jetzt im zeitigen Frühjahr ist der Rotmilanhorst bereits wieder besetzt. Der NABU Euskirchen und die Naturschutzinitiative e.V. (NI) haben am 10.03.2020 einen sofortigen Baustopp bei der Genehmigungsbehörde für Dahlem IV gefordert, um die Rotmilane aus dem Rotbachtal vor dem Vogelschlag zu schützen.

Mängel in den Artenschutzprüfungen

Bei allen drei Genehmigungsverfahren sind Mängel der Artenschutzprüfungen und die zahlreichen Fragestellungen von der Genehmigungsbehörde im Erörterungstermin nicht hinreichend beantwortet worden. U.a. galt für die Waldinanspruchnahme im Rahmen der Genehmigungsverfahren von Dahlem I-IV der Brutwald der Schwarzstörche nahe Blankenheimerdorf als anerkannt und als Argument, die Windanlagen von Dahlem I-IV in den Wald zu stellen. Im Genehmigungsverfahren für die Windanlage bei Blankenheimerdorf ist der Brutwald der Schwarzstörche nicht anerkannt worden und die WEA bei Blankenheimerdorf wurde dort genehmigt. Aussagen zum Artvorkommen in den untersuchten Gebieten der jeweiligen Investoren des einen Windparks zu den Stellungnahmen der Investoren des anderen Windpark erscheinen widersprüchlich.

Mit Hinblick auf die Betroffenheit der streng geschützten Arten Rotmilan und Schwarzstorch und der herausragenden Schutzgebiete wie das Gewässersysteme der Ahr, der Urft und des Rotbachtales, wäre eine sorgfältige Prüfung aller Belange durch die Genehmigungsbehörde entscheidend gewesen. Der Genehmigungsbehörde obliegt eine Einschätzungsprärogative, die auch die arten- und naturschutzrechtlichen Belange zu beachten hat. Diese gebotene Sorgfaltspflicht hat die Immissionsschutzbehörde bei der Genehmigung der drei Windparks nicht walten lassen.

„Wir lehnen daher die 3 erteilten Genehmigungen strikt ab“, betonten Harry NeumannHarry Neumann Vorsitzender der Naturschutzinitiative e.V. (NI) , Landesvorsitzender der Naturschutzinitiative e.V. (NI) und Alfred Glener, VorstandVorstand Hinter der Naturschutzinitiative e.V. (NI) steht ein starkes und gut organisiertes Team, bestehend aus Vorstand, Mitgliedern, Experten als Länder- und Fachbeiräten, Wissenschaftlichem Beirat, Unterstützern und Förderern. Gemeinsam stehen wir hinter unserem Ziel: Schutz von La[...].svorsitzender vom NABU Euskirchen. Der NABU prüft derzeit die Einreichung einer erneuten Klage gegen den Genehmigungsbescheid von Dahlem IV.


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