Einsetzender Wintergesang der Vögel

Ist Ihnen auch aufgefallen, dass noch vor dem Jahreswechsel, also um die Wintersonnenwende herum die ersten Vögel anfingen zaghaft und kurz ihre typischen Frühlingsgesänge vorzubringen? In erster Linie betrifft das Meisenarten und da v.a. die jedem geläufigen Kohl- und Blaumeisen, die meist als Standvögel in ihren Revieren verbleiben. Von denen hörte ich zwischen dem 15. und 17. Dezember (2021) schon die ersten Gesangsäußerungen. Als Gesang wird eine Strophe bezeichnet, die nur in Beziehung zur
Partner
Partner suche bzw. Revierbildung ertönt – im Gegensatz zu Rufen, die meist bestimmte Alltagssituationen der Vögel steuern.
Ein langsamer Anstieg des Hormonspiegels, v.a. des Testosterons löst den Reviergesang aus. Die Ursache der Hormonänderung liegt im Gehirn und hat seine Wurzel dort, wo Zellen Lichtintensitäten und Lichtlängen registrieren. Bis die bei uns bleibenden Vögel aber richtig anfangen zu singen, vergehen noch wenige Monate. Dann haben sich oft auch noch einige Farbänderungen im Federkleid und teils auch der Haut- und Schnabelbereiche ergeben. Die Vögel (v.a. die Männchen) wechseln dann oft vom Schlicht- in das Prachtkleid.
In manchen Vogelbüchern findet sich auch eine „Jahresuhr“, des Gesangsbeginns von Vogelarten. Das ist aber ein verbreiteter Durchschnittswert, an den sich einzelne Individuen scheinbar nicht gebunden fühlen. In Zeiten von steigenden Wintertemperaturen erlebt man, dass viele Vögel auch immer früher anfangen zu singen. Achten Sie mal darauf.
Aber derzeit im Januar ist die Gesangsaktivität noch sehr überschaubar und beschränkt sich noch auf kurze Strophen. Bei den letzten Schönwetterlagen konnte man aber schon kurze Gesangsstrophen von
Dompfaff
Dompfaff Die Namen Dompfaff und Gimpel werden gleichermaßen verwendet.
Der meist als Paar auftretende Finkenvogel ist nett anzuschauen., Kleiber, Zaunkönig,
Heckenbraunelle
Heckenbraunelle Die Heckenbraunelle gehört nach den Meisen zu den sehr früh im Jahr singenden Vögeln mit einem sehr charakteristischen hoch zwitschernden Gesang. Dieser ist im Westen Deutschlands in milden Wintern schon ab Mitte Januar zu hören.,
Grünfink
Grünfink Der Grünfink, auch Grünling genannt, ist vielen Menschen gut bekannt, da er ein Kulturfolger ist und sich gerne am Futterhäuschen einstellt. Sein interessanter vielseitiger, teils an einen Kanarienvogel erinnernder Gesang belebt im Frühjahr die Siedlungen mit einem hohen Gart[...] , Kernbeißer,
Ringeltaube
Ringeltaube Die Ringeltaube ist sicherlich vielen Menschen gut bekannt, optisch unterscheidet sie sich nämlich von den anderen hierzulande vorkommenden Taubenarten durch ein besonderes auffälliges Merkmal. oder Grün- und Kleinspecht hören. Die meisten der zuletzt genannten Arten treten im Februar dann stärker in Erscheinung. Stetig kommt dann eine neue Vogelart singend dazu. So sind im Februar die ersten Gesänge von Misteldrossel,
Buchfink
Buchfink „Wer, wer, wer, wer ist denn so frech da?“ So lautet eine lautmalerische Umschreibung der schmetternd fallenden Gesangsstrophe mit Endschnörkel, die der Buchfink am häufigsten von oder Gartenbaumläufer zu hören. Im März hält der Frühling dann unverkennbar seinen Einzug.

Ein auffälliger Wintersänger ist das
Rotkehlchen
Rotkehlchen Das Rotkehlchen zeigt sich besonders zutraulich gegenüber Menschen und weist nur eine geringe Fluchtdistanz auf.. Dieser kleine Vogel mit geschwollener roter Brust ist eigentlich das ganze Jahr über territorial und duldet keine Nebenbuhler um sich. Dabei muss es sich nicht um das selbe Tier handeln, was hier später auch sein Brutrevier hat. Auch Rotkehlchen, die Kurzstreckenwanderungen im Winter durchführen, singen in der Ferne. Scheinbar stimuliert bei der Art besonders das schwache Licht zur Dämmerungszeit. Es fällt auf, dass Rotkehlchen im Schein einer Laterne unter künstlichen Bedingungen auch jetzt im Winter deutlich länger singen. Anfang Januar hörte ich ein Rotkehlchen auch in den Hallen eines Baumarktes singen.
Auch der
Star
Star Der im Brutkleid prächtig schwärzlich glänzende Star erfreut mit seinem wunderbaren Gesangsvortrag wohl jedermann. Flügelschlagend variieren in schnellem Wechsel unterschiedliche Strophen, wobei auch Stimmen anderer Arten eingeflochten werden. ist eine Art, die scheinbar im ganzen Winter ein flottes Lied auf den Lippen bzw. im Schnabel hat. Bei dem variationsreichen Gesang des Stares, der auch gut andere Arten oder Geräusche imitieren kann, fällt es uns Menschen aber vermutlich schwer den eigentlichen Reviergesang von den Strophen zu unterscheiden, die vielleicht eher dem Zusammenhalt im Trupp dienen.
Immo Vollmer
Immo Vollmer Dipl.-Biologe und seit 2018 Naturschutzreferent der NI
, Dipl.-Biologe und Naturschutzreferent der NI